Antoine Rouaud: Der Pfad des Zorns – Das Buch und das Schwert 1 (Buch)

Antoine Rouaud
Der Pfad des Zorns
Das Buch und das Schwert 1
(La Voie de la Colère)
Aus dem Französischen übersetzt von Ulrike Werner-Richter
Titelillustration von Larry Rostant
Heyne, 2013, Paperback imit Klappenbroschur, 638 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31401-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Im Kaiserreich war er einst der beste Freund des Herrschers. Als sein Assassine kümmerte Dun-Cadal sich um interne Bedrohungen, später führte er als General der Ritter die Truppen in den Kampf. Daran erinnert mittlerweile allerdings nichts mehr. Nach dem Fall des Kaiserreichs und der Ausrufung der Republik floh er, wie viele andere, aus der Hauptstadt.

In den heruntergekommenen Kaschemmen einer Hafenstadt verbringt er seitdem seine Tage damit, billigen Fusel in sich hineinzuschütten um die Erinnerungen an die alte Zeit endgültig zum Verstummen zu bringen. Als ihn eine junge bürgerliche Studentin auf der Suche nach der legendären Waffe des Kaiserreichs, das Schwert des Kaisers, dem magische Kräfte nachgesagt werden, aufstöbert, kommen die Erinnerungen wieder hoch. Als Ritter kämpfte er mit Schwert und Odem, der Magie des Kaiserreichs, gegen die Aufständischen – und verlor. Schwer verletzt wurde er damals von einem Jungen geborgen und gesund gepflegt. Er nahm sich des Kindes an, lehrte ihn alles was er wusste und machte aus Grenouille den besten Ritter, den das Königreich jemals zu Gesicht bekommen hat.

Als ein Attentäter beginnt, alte Freunde wie Feinde Dun-Cadals, die sich mittlerweile als Ratsherren einen warmen Platz gesichert haben ,umzubringen, meint er, in dem Assassinen seinen verschollenen Schüler wiederzuerkennen...

„Für alle Fans von Game of Thrones“, so preist der Verlag den Debüt-Roman eines jungen französischen Autors dem Publikum an. Das ist zunächst mehr eine Bürde, denn eine Hürde, die das Werk nehmen muss. Sicherlich will der Verlag mit dem Riesenerfolg aus der Feder George R. R. Martins Leser an das Buch ziehen, doch der Vergleich ist ebenso gewagt wie unzutreffend.

Dabei kann das Werk für sich selbst stehen, überzeugt die Handlung ebenso wie die auftretenden Figuren. Alternierend betrachten wir aus der Jetztzeit des mittlerweile zum Säufer verkommenen Ritters die aktuelle Geschehnisse und, in seinen Erinnerungen, wie es zum Fall des des Kaiserreichs kam.

Das beinhaltet alles, was man von einem Fantasy-Roman erwartet; es gibt packend geschilderte Kampfbeschreibungen zuhauf, Geheimnisse, Drachen und Magie – hier Odem genannt – Verräter und Politiker, Helden und Feiglinge. Dabei, und das ist vielleicht der einzige wirkliche Anknüpfungspunkt des Romans an Martins „Game of Thrones“, legt der Autor Wert darauf, uns die politischen Entwicklungen, die Strömungen und Handlungsabfolgen logisch begreifbar zu machen. Zwar wird die Rebellion gegen das Kaiserreich von einem renegaten Adeligen ausgelöst, die Bauern, Minenarbeiter und Wilden, die sich dem Aufstand anschließen und letztlich für dessen Gelingen bürgen aber, haben ihre eigene Motivation. Hier geht es um Freiheit und Selbstbestimmung, darum, das enge Korsett des übermächtigen Reiches abzustreifen – und letztlich darum, dass dann doch immer wieder die Personen an der Macht dieselben bleiben.

Das Gebotene liest sich spannend und faszinierend, greift zwar auf altbekannte Versatzstücke von entsprechenden Romanen zurück, mischt diese aber neu und entführt den Leser in eine faszinierende Welt.