Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 3, Piraten an Bord, Paul Alfred Müller (Buch)

Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 3
Piraten an Bord
Paul Alfred Müller
Verlag Dieter von Reeken, 2013, Paperback, 480 Seiten, 27,50 EUR, ISBN 978-3-940679-75-8

Von Carsten Kuhr

Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk erscheinen die Bände im Verlag Dieter von Reeken. Ähnlich wie die zeitlich nach „Sun Koh“ geschriebenen Jan-Mayen-Romane haben Herausgeber und Verlagsinhaber die Hefte neu gesetzt, in ein modernes Schriftbild übertragen und jede Menge Hintergrundmaterial zusammengetragen.

Band 3 der gesammelten Neuausgabe beginnt dort, wie kann es auch anders sein, wo der letzten Band mit einem veritablen Cliffhanger geendet hat. Es geht um Mabam, die Wolkenstadt Mohnedmar und die mysteriösen Vorkommnisse auf der arabischen Halbinsel. Mitten in den Weiten des ewigen Sandes erheben sich von Menschen errichtete Türme, die durch Nutzung der Windenergie Strom erzeugen. Mit Hilfe der Generatoren und Pumpen wird Wasser aus unterirdischen Strömen an die Erdoberfläche geleitet und zur Bewässerung genutzt. Dass dabei ein heimtückischer Virus frei wird, der auch Nimba und Hal befällt, war allerdings nicht geplant.

Danach führt es unsere Abenteurer nach Ägypten, Die Tochter eines Archäologen wird von einem Schurken entführt, Sun Koh und seine Freunde machen sich auf, die gekidnappte Braut zu befreien. Kaum haben sie das Abenteuer im Land der Pharaonen überstanden, erreicht finstere Kunde Sun Koh. Juan Garcias, der mittels Seelenbeeinflussung eigentlich von seinem verbrecherischen Naturell geheilt sein sollte, hat einen Rückfall erlitten. Damit nicht genug hat er bei seiner Flucht Joan Martini, die Verlobte Sun Kohs, entführt! Sun Koh eilt nach Mittelamerika, kann sie aber nicht finden. Die Spur führt, den Sensationsnachrichten folgend, nach San Francisco. Dort erpresst ein Unbekannter Millionäre. Wer nicht bezahlt, dessen Herz wird mittels ultrakurzer Wellen zerstört. Das sieht ganz nach Juan Garcia aus, und wirklich treffen unsere Helden auf den Verbrecher. Wie gewohnt gelingt es dem Schurken in letzter Sekunde zu fliehen, die Jagd rund um den Erdball geht weiter. Schon auf dem Flug nach Hinterindien treffen Sun Koh und seine Begleiter auf die havarierte Lady Houston.

Nach einem Abstecher nach Hongkong setzen sie sich in Saigon wieder auf die Spuren Garcias. Dieser leitet eine Expedition, die über Phnom Penh nach Angkor führt und die Suche nach der Krone der Khmer zum Ziel hat. In Angkor kommt es zum vielleicht letzten Aufeinandertreffen Garcias und des Erben von Atlantis. Wieder nach Hongkong zurückgekehrt, kommen Sun Koh und seine Begleiter gerade rechtzeitig um einen Chinesenaufstand gegen die Briten zu vereiteln. Von dort führt sie der Weg in Richtung der Osterinseln. An Bord der „Pfeil von Kalifornien“, einer Luxusjacht, suchen sie das Mysterium um rätselhafte Schiffsuntergänge zu lösen. Dabei stoßen sie nicht nur auf havarierte Schiffbrüchige sondern auch auf die letzten Überlebenden Lemuriens. Zum Finale schließt sich der Kreis. Lady Houston entführt in San Francisco die wieder gerade wiedergefundene Joan Martini. Im ewigen Eis Alaskas soll die Frau, die ihr Sun Koh abspenstig gemacht hat, auf immer verschwinden..

Bereits im Vorfeld weisen die Herausgeber darauf hin, dass Müller in den Romanen, die in diesen Sammelband Eingang fanden, typisch nationalsozialistisches Gedankengut vertritt. Und wirklich begegnete mir in den Romanen ein ums andere Mal ein PAM, wie ich ihn in dieser Ausprägung bislang noch nicht kannte. Da wird auf wüsteste Art und Weise über Sinti und Roma hergezogen, werden Chinesen, Inder und Juden verunglimpft, ja ganze Passagen aus Hitlers „Mein Kampf“ beeinflusst um nicht zu sagen „abgeschrieben“. Euthanasie für behinderte Menschen wird dem Leser als Rassensäuberung im Rahmen der Bestenauslese verkauft – das war für mich als Leser und Fan zunächst einmal schockierend. Jedes Mal weisen die Herausgeber in Fußnoten darauf hin, dass sie sich inhaltlich von diesen Ausführungen distanzieren, sie aber als Zeitdokument bewusst nicht gekürzt haben. Und so wird deutlich, wie gerade die jungen Leser in den 30er Jahren von den Nazis beeinflusst wurden. Dass Müller sich hier zum willigen Handlanger der Nazis gemacht, ja im voreilenden Gehorsam deren Ideologie verbreitet hat, war für mich auch in der Vehemenz, mit der Müller hier diese unhaltbaren Sichtweisen vertritt, erschreckend.

Dabei sind PAMs Stärken gerade auch in diesen Romanen unübersehbar. Voller Exotik geht es mit vollen Segeln hinein ins packend geschilderte Abenteuer. Gerade die Handlung in Kambodscha um die Krone der Khmer besticht durch seine Dramatik, der lebendigen Darstellung des Dschungels und der Ruinen von Angkor.
Insbesondere in der Beschreibung fiktiver wie tatsächlicher untergegangener Hochkulturen läuft Müller zu Höchstform auf. Wenn er über Lemurien, Atlantis oder die Pharaonen fabuliert, wird der Leser förmlich in den Text hineingezogen.

Insoweit hinterlässt der vorliegende Sammelband recht zwiespältige Gefühle bei mir. Tolle phantastische Abenteuer voller stimmungsvoll beschriebener Exotik wechseln sich mit wüsten Nazi-Parolen ab.