Michael Schreckenberg: Sergeij – Der wandernde Krieg 1 (Buch)

Michael Schreckenberg
Sergej
Der wandernde Krieg 1
Juhr, 2012, Taschenbuch, 416 Seiten, 10,90 EUR, ISBN 978-3-942625-11-1

Von Andrea Tillmanns

Sergej, der eigentlich Sebastian heißt, hat den grausamen Mord an seiner Freundin fast gerächt, als er gefasst und in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht wird. Durch einen Zufall gelingt ihm eines Tages die Flucht. Zu seinen ersten Gedanken gehört es, die Rache an den verbliebenen Mördern zu vollenden, während gute Freunde ihm helfen, eine Weile unterzutauchen, und ihn anschließend weiter unterstützen.

Gleichzeitig nistet sich ganz in der Nähe, in Neurath, einem fiktiven Ort nahe Köln, eine übermenschliche Bedrohung ein, die auch Sergej mit in ihrem bösen Spiel eingeplant hat. Während Sergej in Erin eine neue Liebe findet und gleichzeitig weiter seine Rachepläne verfolgt, breitet sich das Böse immer weiter in Langenrath aus, bis zum endgültigen Duell der verfeindeten Mächte, in dem ein Menschenleben nichts zählt – und in dem Sergej nur bestehen kann, wenn er sich rechtzeitig an die Wahrheit über seine Herkunft erinnert.

Dieser Mystery-Roman ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Dem Autor gelingt es, den Leser durch seine bildhafte Sprache sofort in seinen Bann zu ziehen. Er schafft es sogar, Sergej, der viele Menschen grausam ermordet hat und keinen Zweifel daran lässt, dass er noch weitere Folterungen und Morde begehen wird, so menschlich zu beschreiben, dass man als Leser diese grausamen Taten akzeptieren kann. Die Schilderungen dieser und anderer Morde, die durchaus sehr drastisch ausfallen, bleiben stets gerade noch erträglich – vielleicht weil man als Leser ahnt, dass sie Mittel zum Zweck sind, dass die jeweiligen Täter sich nicht an den Qualen der Opfer weiden, sondern selbst Getriebene auf der Suche nach Antworten sind. Die Hintergrundgeschichte schließlich, die sich nur langsam dem Leser offenbart, bietet einen Mythos, der gängige Gut-gegen-Böse-Szenarien auf interessante Weise variiert.

Ein wortgewaltiger mystischer Roman, der für sehr zartbesaitete Leser stellenweise schwierig zu ertragen sein dürfte, die meisten fantastikaffinen Leser aber sofort in seinen Bann ziehen dürfte.