Gotham Noir 1: Kollateralschaden, Christian Humberg (Buch)

Gotham Noir 1
Kollateralschaden
Christian Humberg
Rohde, 2013, eBook, 2,49 EUR

Von Olaf J. Menke

Im kürzlich von "Geek!"-Chefredakteur Markus Rohde gegründeten Verlag erscheinen mehrere Genre-Serien im eBook: Im Sommer machte Claudia Kerns vielbeachtete SF-Serie "Homo Sapiens 404" den Anfang, dieser Tage ging Christian Humbergs "Gotham Noir" an den Start und in Kürze kommt von Andrea Bottlinger die Cyberspace-Serie "Beyond". Allen gemein ist, dass sie zunächst nur im eBook in sechs Teilen erscheinen. "Kollateralschaden" ist der erste Band der am 16. September gestarteten neuen Mystery-Serie "Gotham Noir", im Abstand von jeweils zwei Wochen erscheinen weitere Abenteuer.

Die Serie dreht sich nicht um Batman, wie man im ersten Augenblick glauben möchte, vielmehr ist der Titel der Serie im Roman der Name eines obskuren Geschäfts, in dem allerlei Seltsamkeiten wie Zutaten für Hexereien, okkulte Bücher und so weiter verkauft werden. Besitzer des Ladens ist der gleichzeitig als Privatdetektiv tätige Flynn Elliot, auf den im ersten Band die gleich in ihrer ersten Schicht gescheiterte Polizistin Sarah Dolan trifft. Die hat nämlich das Pech, zu Beginn der Geschichte den Selbstmord eines wichtigen Polizisten im Ruhestand nicht verhindern zu können, weswegen sie in ihrem Revier sogleich als Persona non grata unter den Kollegen gilt – niemand will mehr mit ihr zusammenarbeiten. Ihr Vorgesetzter erkennt in der Polizistin, die im Revier nun nur noch spöttisch "Supergirl" genannt wird, aber Potential und bietet ihr einen Job im Innendienst an: Im Revier 66 (das ein Witzbold in "Revier 666" umtaufte) werden alle Vorgänge gesammelt, die in New York unter dem Stichwort Unsinn anfallen. Hier landen Fälle von Elvis-und UFO-Sichtungen, Meldungen, dass Nachbarn einem fremden Gott opfern und so weiter und so fort. Da Sarah vor allem vor ihrer Familie nicht dumm da stehen will, nimmt sie den erst mal befristeten Job an – allerdings nicht, ohne ganz schön angefressen zu sein. Ein Kollege rät ihr, sich mal im Laden "Gotham Noir" umzusehen, vielleicht könne man ihr bei der Arbeit ja helfen. Dort trifft sie auf Flynn Elliot und meint bald, ihrem Verstand nicht trauen zu dürfen. Geht Übersinnliches in New York tatsächlich vor sich?

Christian Humberg legt einen interessanten ersten Band seiner neuen Serie vor. Wie immer bei einem Startband gilt es zunächst, die Hauptfiguren und die Handlungsorte vorzustellen ohne dabei die Action und erste Entwicklungen zu vergessen. Das gelingt Humberg sehr gut; er bewegt sich bei der Geschichte allerdings auch in für ihn bekanntem Terrain, in New York spielen viele seiner Romane die er als Simon Borner für die Serie "Professor Zamorra" geschrieben hat. Gleich zu Beginn gibt es mysteriöse Andeutungen um den Bürgermeister der Stadt, der als vermisst gilt – Leser von "Professor Zamorra" haben hier ein Déjà-vu und an der Stelle könnte man noch annehmen, es handele sich um eine Ablegerserie. Das legt sich aber schnell und ab da entwickelt sich die Geschichte vollkommen eigenständig weiter. Besonders gefällt die Hauptfigur Sarah Dolan, die mit viel Selbstironie und Spott ihr Schicksal erträgt und schon bald anfängt, sich mit Fynn Elliot in die Haare zu bekommen, der das komplette Gegenteil von ihr ist.

Insgesamt handelt es sich bei "Kollateralschaden" um einen lesenswerten Start einer neuen eOnly-Serie, die neugierig auf die weiteren Teile macht. Es werden einige Dinge angedeutet und so wird aureichend Neugier geweckt, um den Leser auf die Verschwörung heiß zu machen, die sich hinter der Geschichte scheinbar verbirgt. Da gibt es seltsame Verwandlungen à la Hulk und es steht natürlich die Frage im Raum, was mit dem Oberbürgermeister der Stadt passiert ist. Genügend Stoff, um Autor und Leser eine Weile beschäftigt zu halten.