Das Cape (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. September 2013 20:14
Das Cape
(The Cape)
Autor: Jason Ciaramella nach einer Idee von Joe Hill
Zeichnungen: Zach Howard
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2013, Paperback, 132 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-531-3
Von Birgit Scherpe
Superhelden sind das Größte für die beiden Brüder Eric und Nick, die sich oft stundenlang als ‚Red Bolt‘ und ‚Streak‘ erbitterte Spielgefechte liefern. Und selbst wenn ihre Mutter sie zum Abendessen ruft oder sie ins Bett schickt, mag Eric sein heißgeliebtes blau-rotes Cape nicht ablegen, denn in ihm fühlt er sich wie ein echter Comicheld. Doch ein Sturz vom Baum ändert für den ‚Red Bolt‘ Eric alles.
Nach wochenlanger Rekonvaleszenz im Krankenhaus muss er feststellen, dass seine Mutter sein Cape einfach weggeschmissen hat und dass die Kopfschmerzen, die nach der ersten OP begannen, ihn von nun an täglich begleiten werden. Gebrochen vom Unfall, schafft er es nicht mehr, sich wieder richtig einzugliedern. Über die Jahre hinweg lässt er sich immer mehr gehen und schlägt sich eher schlecht als recht erst mit der Schule und später dann mit verschiedenen Gelegenheitsjobs herum, während sein Bruder Nick in der Schule brilliert, hinterher studiert und eine steile Karriere als Arzt hinlegt. Der Gegensatz könnte kaum größer sein. Als dann Erics Beziehung in die Brüche geht und er gezwungen ist, wieder bei seiner Mutter einzuziehen, scheint sein persönlicher Tiefpunkt erreicht.
Doch dann geschieht etwas Unfassbares: Eric findet im Keller sein altes Cape wieder und stellt fest, dass dieses ihm, sobald er es umlegt, tatsächlich echte Superheldenkräfte verleiht. Nun hat Eric endlich die Möglichkeit, alles zu tun, was er immer schon tun wollte. Doch gebrochen und verwirrt ist das einzige, was ihn interessiert, seine Rache an der Gesellschaft und allen, die ihm seiner Meinung nach irgendwann ein Unrecht zugefügt haben. Und davon gibt es viele…
„Das Cape“, geschrieben von Jason Ciaramella und gezeichnet von Zack Howard, basiert auf der Kurzgeschichte „Das Cape“ des Sohnes von Stephen und Tabitha King, der unter dem Pseudonym Joe Hill bereits erfolgreich mehrere Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht hat.
Die Grundidee der Geschichte ist bei weitem nicht neu: Ein junger Mann erhält durch einen unglaublichen Zufall plötzlich Superheldenkräfte und muss entscheiden, wie und wofür er diese in Zukunft einsetzen will. Doch statt eines neuen Peter Parker, der an seinen übernatürlichen Fähigkeiten wächst und versucht, diese im Guten für die Gesellschaft einzusetzen, erschafft das Cape einen Psychopathen, der sich im Zuge seiner Rache immer weiter von der Gesellschaft entfernt. Das zentrale Grundmotiv ist der Verlust der Menschlichkeit, der Fall eines Menschen, der an seiner Unfähigkeit, die Konsequenzen seines eigenen Handelns zu tragen, zerbricht. Rückblenden erklären hierbei Erics Taten, lassen sie am Ende zumindest nachvollziehbar wirken (wenn auch moralisch natürlich nicht vertretbar) und verleihen der Geschichte so den nötigen Hauch Glaubwürdigkeit.
Genauso düster wie die Geschichte sind auch die wirklich gelungenen Zeichnungen von Zach Howard. Diese wurden von Christopher Nelson Daniel in dunklen, gedeckten Farben gehalten und zeigen in deutlichen Bildern ohne jede Beschönigung den Wahnsinn von Erics Taten.
Der Comic ist also definitiv nichts für Zartbesaitete oder Leser, die nach leichter Kost suchen. Wer jedoch Graphic Novels mit ausgefeilter Geschichte und Tiefgang mag, dem ist „Das Cape“ unbedingt zu empfehlen.