Fables 14: Das große Fables-Crossover (Comic)

Bill Willingham, Matthew Sturges
Das große Fables-Crossover
Fables 14
(Fables 83-85, Jack of Fables 33-34, The Literals 1-3, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Brian Bolland, Mark Buckingham, Joao Ruas
Zeichnungen von Mark Buckingham, Tony Akins, Russ Braun, Andrew Pepoy u.a.
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 228 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-86201-185-6

Von Irene Salzmann

Mister Darks Magie hat Fabletown zerstört. Aus den Ruinen lässt er sich von seinen sich mehrenden Wiedergängern ein Schloss bauen und wartet darauf, jene in seine Gewalt zu bekommen, die sich seiner Macht bedient haben.

Die Fables schafften es, auf die Farm zu fliehen, wo ebenfalls Vieles im Argen liegt: Rose Red kann den Tod von Blue Boy nicht verkraften, trennt sich von Sinbad und zieht sich völlig zurück. Die Tierfables trauern ebenfalls um Blue Boy, sind sich aber sicher, dass er eines Tages auftauchen wird und inszenieren einen Kult um seine Person. Frau Totenkinder und die anderen Magier wissen immer noch nicht, wer der neue Feind ist.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, warnt Jack Horner vor einer weiteren Bedrohung. Der Schriftsteller Kevin Thorn will die Geschichte der Fables und Literals umschreiben, was bedeutet, dass er sie vielleicht auslöschen wird. Dass dies noch nicht geschehen ist, haben die Betroffen allein Kevins Zwillingsbruder Schreibblockade zu verdanken.

Bigby Wolf und seine Frau Snow White wollen der Sache nachgehen. Nachdem es zwischen Bigby und Jack zu einer Auseinandersetzung kam, überlässt Letzterer dem Ex-Sheriff von Fabletown das Feld und kehrt auf die Farm zurück und zu Rose Red, die nur noch ein Schatten ihres früheren selbst ist. Jack nimmt darauf ebenso wenig Rücksicht wie auf die Tierfables, die ihn für den wiederauferstandenen Blue Boy halten, und die von Jack Frost, seinen Sohn, der ihn endlich gefunden hat. Ob er sich auch diesmal aus allen Widrigkeiten winden kann?

Derweil bekommen es Bigby, Snow und die Literals, die sich ihnen angeschlossen haben, mit Kevin zu tun. Er verwandelt Bigby in einen Affen, und das ist erst der Anfang. Außerdem hetzt er der kleinen Gruppe die verschiedenen literarischen Genres auf den Hals.

Das Crossover, das sich durch die Serien „Fables“, „Jack of Fables“ und „Literals“ (dieser Spin-off besteht nur aus den vorliegenden drei Episoden) zieht, sorgt für eine Pause im neuen Handlungsstrang um Mister Dark. Zwar hat der Feind einen kurzen Auftritt, der demonstriert, zu was er fähig ist, zudem hat sein Wirken bereits Konsequenzen auf die geflohenen Fables, die angeschnitten werden, doch der Fokus richtet sich auf eine Gefahr, die Jack Horner erkannt hat.

Wie schon einmal will niemand auf seine Warnung hören. Allein Snow White hat nicht vergessen, dass die Fables sich besser gegen die Holzsoldaten hätten verteidigen können, wenn Jacks Worte nicht missachtet worden wären. Es stellt sich heraus, dass er auch diesmal Recht hat, doch kann Snow den Streit mit Bigby Wolf nicht verhindern, woraufhin Jack sie alle im Stich lässt. Gemeinsam mit einigen Literals nehmen Snow und Bigby es mit Kevin Thorn auf.

Die Kämpfer, die er gegen sie in den Kampf schickt, haben ausnahmslos ihre literarischen, filmischen/realen Vorbilder: Western erinnert an John Wayne, Blockbuster an Sylvester Stallone/Rambo, Noir an Humphrey Bogart/Sam Spade, Comedy an Groucho Marks usw. Die Klischees der Genres werden gekonnt auf die Schippe genommen, bis Bigby Wolf, nun in der Gestalt eines kleinen Mädchens, nach bester Splatter-Manier ‚aufräumt‘.

Derweil treibt Jack auf der Farm sein Unwesen, was ihm nicht allzu gut bekommt. Dennoch schafft er es, sich aus dem größten Schlamassel herauszureden. Insgesamt gibt er ein schlechtes Bild ab, da er seinen Egoismus auf die Spitze treibt. Der Leser hegt darum wenige Sympathien für ihn, kann ihn aber auch nicht völlig ablehnen, da er einerseits Gutes tut, andererseits stets bekommt, was er verdient, manchmal sogar mehr als das.

In „Fables“ 14 gerät die Handlung zugunsten eines Crossovers etwas ins Stocken. Man muss die Serie „Jack of Fables“ nicht kennen, um die Ereignisse zu verstehen. Dennoch ist man ein wenig enttäuscht von dieser kleinen Pause, da man gern mehr über Mister Dark erfahren hätte. Davon einmal abgesehen ist der Band für die Kontinuität der Serie gewiss wichtig, da sich bislang noch jede Kleinigkeit später als bedeutsames Puzzlestück entpuppt hat. Obwohl mehrere Zeichner involviert sind, gibt es keine zu krassen Stilwechsel. Die Gestaltung ist, wie gewohnt, aufwändig: Paperback mit Klappbroschur, Kunstdruckpapier, textlose Cover-Abbildungen, ein „Who’s Who?“, das regelmäßige Updates erfährt.

Hat man Feuer gefangen, wird man auch diesen „Fables“-Band seiner Sammlung hinzufügen wollen, wenngleich das Crossover die Antworten zur laufenden Storyline, die man sich erhofft, auf später verschiebt.