Alfred Bekker: Das Erbe der Halblinge (Buch)

Alfred Bekker
Das Erbe der Halblinge
Halblinge 2
Titelillustration von Max Meinzold
Blanvalet, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 510 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-442-26888-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Ende des vergangenen Jahres, der Hype um Tolkien und seine Schöpfungen erlebte gerade angesichts des ersten Teils der Verfilmung des Hobbits neue Höchstmarken, legte jeder Publikumsverlag schnell noch ein oder mehrere Werke um die kleingewachsenen Bewohner ihrer Wohnhöhlen vor. Kein Verlag, der nicht etwas vom großen Kuchen der Hobbits abhaben wollte und versuchte, seine Bücher auf den Gabentisch der Buchhandlungen zu platzieren.

Blanvalet verfolgt seit mehreren Jahren ganz bewusst das Vorhaben, einen markanten Teil seiner Bücher von deutschen Autoren verfassen zu lassen. Immer wieder erscheinen Einzelromane und Trilogien von heimischen Autoren die zeigen, dass sich diese im internationalen Vergleich nicht verstecken müssen. Um den Halblingen nun ein Denkmal zu setzen, hat man sich eines Autors erinnert, der bislang eher den spitzohrigen Elben verpflichtet war. Alfred Bekker hat in seinen Zyklen um die Elben sowohl im Jugend- wie im Erwachsenenbereich Erfahrungen gesammelt und bewiesen, dass er unterhalten kann.

Im ersten Teil seiner Halblings-Trilogie stellte er uns zunächst seine Helden vor. Dabei fiel auf, dass seine Halblinge nicht etwa in Erdhöhlen lebten, sondern auf Bäumen herumklettern wie Eichörnchen, ansonsten aber dem Motto „am Schönsten ist es zu Hause“ frönten. So steht folgerichtig auch nicht etwa ein Halbling als Hauptfigur im Mittelpunkt sondern ein Mensch, der bei den Halblingen aufwuchs. Der Baumschafehüter Arvan Aradis wird vom Autor und dem Schicksal dazu erwählt, im Kampf gegen den Dämonenherrscher eine wichtige Rolle einzunehmen. Zusammen mit drei Halblingfreunden, dem Elfen Lirandil und einem Dunkelelb trat er im ersten Band gegen den siebenarmigen Riesen Ghools an und besiegte diesen. Seitdem ist der Mensch, der eigentlich nur auszog seine Heimat vor den Orks zu schützen, ein Held.

Als Orkshorden das Zwergenreich angreifen wird der Held von Athranor erneut ausgesandt, nach Hilfe zu suchen. Im Turm des verschollenen Magiers Asanil wird die verbotene Magie aufbewahrt, die bereits einmal in allerhöchster Not erfolgreich gegen das Böse zum Einsatz kam. Ihr Weg führt Arvan und seine Freunde zurück in den Halblingswald – zum Runenbaum, aus dessen Holz alleine die Waffe geschaffen werden kann, die Ghool besiegen könnte…

Inhaltlich bewegt sich Alfred Bekker insoweit auf bekanntem Terrain. Wir haben unsere gewohnte Heldentruppe, die auszieht, das Böse zu bekämpfen. Dabei muss sie Hindernisse überwinden, Rätsel lösen und interne Animositäten überwinden.

Wie bereits im ersten Teil überzeugt die Handlung immer dann besonders, wenn sich Bekker von den Vorgaben löst. Insbesondere, wenn er seine etwas anders gezeichnete Halblinge portraitiert, kommt Schwung und Humor in den Plot, erinnern die drei Halblinge doch sehr an seine aus den Jugendbüchern bekannte Helden und lockern den Plot ein wenig auf. Die Handlung selbst bietet sich abwechslungsreich an, allerdings wird der erfahrene Fantasy-Leser auf wenig wirklich Neues oder Überraschendes stoßen. Geboten wird eine der üblichen tolkienesquen Questen, in der sich unsere scheinbar unterlegenen Guten gegen das übermächtige Böse stemmen und am Ende voraussichtlich verdient triumphieren werden.

Manko des Romans ist, wie bereits im ersten Teil, dass Bekkers Figuren oft zu naiv agieren. Gerade unser Held Arvan handelt oft unüberlegt, lässt sich von seinen Gefühlen – allen voran der Wut – leiten und steht sich hier oft selbst im Weg. Stilistisch manches mal ein wenig holprig wird der Gelegenheitsleser auf der Suche nach einer munter erzählten Abwandlung des Herrn der Ringe hier dennoch das Gewünschte finden und gut unterhalten das Buch zuschlagen.