Robert Silverberg: Lord Valentine (Buch)

Robert Silverberg
Lord Valentine
Die Majipoor-Chroniken 1
(Lord Valentine’s Castle)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alexander Kühnert
Titelillustration von Daniel Farin
Mantikore, 2012, Paperback, 572 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-939212-28-7

Von Carsten Kuhr

Gut dreißig Jahre ist es her, dass ich das erste Mal mit Robert Silverbergs Auftakt seines großen „Majipoor“Zyklus’ Kontakt hatte. Im Rahmen der damals gerade sehr erfolgreich gestarteten silbernen Hardcover-Edition von „Perry Rhodan“ entschloss sich Moewig damals in gleicher silberner Aufmachung auch ein paar herausragende SF-Romane im Hardcover auf den Markt zu bringen. Unter anderem erschien mit „König der Träume“ auch „Lord Valentine’s Castle“, der nun, neu übersetzt, als „Lord Valentine“ im Mantikore Verlag eine Renaissance feiert.

Im Roman geht es, wie der Name schon andeutet, um Lord Valentine. Wir begegnen dem jungen Valentine, der in einer Küstenstadt eines riesigen Kontinents auf Majipoor ohne die geringsten Erinnerungen an sein bisheriges Leben zu sich kommt. Wer war er, wo ist er und warum widerfuhr ihm, was auch immer ihm widerfuhr – das sind die Fragen, die sich ihm und mit diesem der Leser stellen.

Im Verlauf des umfangreichen Romans – immerhin warten 572 in einem kleinen Satzspiegel gedruckte Seiten auf den Leser – begleiten wir Valentine auf einer Queste, wie wir sie eigentlich aus unzähligen Fantasy-Romanen kennen. Ein junger Mann zieht aus, Gerechtigkeit zu suchen, sammelt um sich herum Freunde und Verbündete, bevor es schlussendlich zum direkten Aufeinandertreffen mit dem Mann kommt, der ihm seinen Platz im Leben genommen hat.

Das Besondere an Silverbergs Roman ist zum einen, dass er uns sehr geschickt und sprachlich versiert einen riesigen, jupitergroßen Planeten vorstellt, der von Menschen und anderen Rassen in der Vergangenheit erobert und besiedelt wurde. Die einheimischen Rassen wurden und werden unterdrückt und mittels Botschaften in ihren Träumen gelenkt. Neben einer immer im Hintergrund bleibenden Hochtechnologie dominieren die unterschiedlichen Rassen, die sich inzwischen den Planeten teilen, und die erstaunliche Tatsache, dass auf dem gesamten Planeten seit 14.000 Jahren kein Verbrechen stattgefunden hat – bis auf das jetzige, das im Mittelpunkt des Plots steht.

Vor unseren Augen nimmt ein faszinierendes Panorama eines fremden, dabei ungeheuer abwechslungsreich beschrieben Planeten Gestalt an. Die Charaktere, die Figuren, ja selbst unser Protagonist bleiben dagegen fast schon unbedeutend und letztlich als Identifikationsfiguren zu unscharf. Das, was den Roman wirklich lesenswert macht, sind die faszinierenden Beschreibungen der Reise, die Handlungsorte eines Planeten, wie man ihn so noch nicht gelesen hat.

Als solches bietet das Buch einen gelungenen Auftakt zu einem der großen Zyklen der 70er Jahre und eine willkommene Wieder- und Neuentdeckung eines zu Unrecht fast vergessenen Autors.