Sherlock Holmes 4: Der Engel von Hampstead & 5: Die Affenfrau (Hörspiel)

Mark Gruppe
Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs
4: Der Engel von Hampstead
5: Die Affenfrau
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt, Regina Lemnitz u.a.
Cover-Artwork von Firuz Askin
Titania Medien, 2012, je 1 CD, je ca. 75 Minuten, je ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4527-4 bzw. ISBN 978-3-7857-4643-1

Von Christel Scheja

Seit letztem Jahr erscheint bei Titania Medien die Reihe „Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“. Die Geschichten besitzen alle einen Hauch von Mystery oder Fantasy, auch wenn sich vieles letztendlich doch mit Hilfe der Wissenschaften erklären oder lösen lässt. Alles in allem haben sie doch mehr den Flair der viktorianischen Schauerromantik als tatsächlich den der Originalgeschichten.

In der vierten Folge, „Der Engel von Hampstead“, steht erstmals Mrs. Hudson, die Vermieterin, im Mittelpunkt der Ereignisse. Sie begleitet wieder einmal ihre Freundin Sybil Price zu einer Beerdigung, nachdem diese ihre langjährige Bedienstete und deren Tochter zu Grabe getragen hat. Zuvor hat sie beide lange aufopferungsvoll gepflegt. Die beiden sind aber nur die letzten von insgesamt vierzehn Menschen aus dem Umfeld der Dame, die in den letzten Jahren überraschend gestorben sind, obwohl sie sich eigentlich einer robusten Gesundheit erfreuten. So liegt der Verdacht nahe, dass etwas nicht stimmen kann. Um herauszufinden was, los ist, bittet Mrs. Hudson Sherlock Holmes und Dr. Watson um Rat.

„Die Affenfrau“ ist die Attraktion eines in einem nahegelegenen Park gastierenden Zirkus mit angeschlossener Freakshow. Eines Abends tauchen allerdings einige Angestellte bei Holmes und Watson auf, bitten sie um Hilfe, denn die Mumie der einstmaligen Kollegin ist spurlos verschwunden. Auch wenn die beiden Männer selbst nicht gutheißen können, was die Angehörigen des Zirkus mit der Toten und ihrem ebenfalls mumifizierten Kind treiben, beschließen sie ihnen doch zu helfen und kommen einer traurigen Geschichte auf die Spur, die ihre Kreise weiterzieht als sie denken, denn auch eine bekannte Persönlichkeit ist in die Sache verstrickt.

Beide Abenteuer bedienen sich interessanterweise historischer Ereignisse und Personen. Steht für den Engel von Hampstead ganz offensichtlich die bekannteste Giftmörderin Deutschlands aus dem 19. Jahrhundert Pate, Gesche Gottfried, hat in der zweiten der „Elefantenmensch“ einen kurzen aber umso einprägsameren Auftritt.

Beide Erzählungen erlauben es dem Zuhörer einen Blick hinter die Kulissen zu wagen und dabei menschliche Tragödien zu enthüllen. Dabei kommen sie ganz ohne Action und melodramatische Momente aus, überzeugen einfach nur durch die komplexe Handlung und die überraschenden Wendungen. Beide kommen mit wenigen Personen aus, die dadurch aber auch umso mehr zu tun haben. Vor allem Anja Kruse fällt als durchtriebene Sybil Price angenehm auf und überzeugt durch ein interessantes Spiel. Die Sprecher der zweiten Geschichte arbeiten schön heraus, dass ihre Figuren zwar das Beste aus ihren körperlichen Deformationen gemacht haben, aber dennoch nicht wirklich glücklich sind. Der Klangteppich an Geräuschen und sparsam eingesetzter Musik rundet das Hörspiel zudem angemessen ab.

„Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ bietet mit „Der Engel von Hampstead“ und „Die Affenfrau“ solide und stellenweise anrührende Unterhaltung, die besonders intensiv die Stimmung des späten 19. Jahrhunderts einzufangen weiß und beweist, dass nicht jeder Fall des Meisterdetektivs spektakulär und einzigartig sein muss.