Riccarda Blake: Himmel der Sünde – Gefallene Engel 2 (Buch)

Riccarda Blake
Himmel der Sünde
Gefallene Engel 2
Titelgestaltung von fredebold&partner Köln/pecher und soiron unter Verwendung einer Abbildung von iStock; Thinkstock/Getty Images
Mira, 2012, Taschenbuch, 316 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-89941-974-0

Von Irene Salzmann

Die Ukrainerin Anya ist die BDSM-Spezialistin eines Londoner Edel-Bordells und in ihren Bodyguard Sergej verliebt. Die beiden können knapp aus dem Haus eines dubiosen Kunden entkommen, der an Anya ein Ritual durchführen wollte, um den Schlüssel zu bekommen, dessen Hüterin sie ist. Weder weiß die junge Frau, was man von ihr will, noch was das für Wesen sind, die fortan Jagd auf sie machen. Sicher ist nur: Normale Menschen sind das nicht.

Sie flieht mit Sergej nach Russland, weil sie hofft, dort etwas über ihre Herkunft zu erfahren. Die wenigen Erinnerungen, die sie an früher besitzt, geben ihr keine Antwort auf die Frage, warum sich diese Wesen für sie interessieren. Der geheimnisvolle Man’el, der die Flüchtlinge rettet, als sie angegriffen werden, will Anya die Wahrheit, die sie angeblich vergessen hat, offenbaren, aber sein Gerede über Engel, das auch sie einer ist, Ani’El heißt und einst seine Gefährtin war, will sie nicht hören, da es einfach zu verrückt klingt. Schließlich geraten alle drei in die Gewalt mächtiger Engel, die die Himmel, aus denen sie einst verstoßen wurden, zurückerobern wollen – und Ani’El besitzt den Schlüssel. Da sie sich immer noch nicht erinnern kann, ist es ihr jedoch unmöglich, das Objekt herauszugeben oder sich und ihre Gefährten zu befreien. Folter und Tod drohen ihnen…

„Himmel der Sünde“ ist nach „Schwingen der Lust“ der zweite in sich abgeschlossene erotische Roman aus Riccarda Blakes Serie um die „Gefallenen Engel“.

Im ersten Band lernten sich Maggie und Axel kennen, eine junge Frau, der eine bedeutende Rolle zukommt, und ein Engel, der verhindern will, dass sie unwissentlich Unheil über die Menschheit bringt. Axel verliebt sich in Maggie und möchte ihr die Unsterblichkeit schenken, doch diese kann nur einer der Elohim gewähren. Allerdings lehnen, jene, die Axel einen Gefallen schulden, die Bitte ab, und andere, denen er nichts schulden will, sind bereit, ihm die Gefälligkeit zu erweisen. Das ist jedoch die Nebenhandlung des vorliegenden Buchs.

Die Main-Story konzentriert sich auf die Prostituierte Anya sowie ihren Beschützer und Liebhaber Sergej, die in die Gefangenschaft von Engeln geraten, die einen neuen Krieg beginnen wollen, um in ihre alte Heimat zurückkehren und dort herrschen zu können. Welche Folgen das für die Menschen und andere uralte Wesen hat, interessiert sie nicht. Zwar finden Anya und Sergej Verbündete, als sie es am wenigsten erwarten, doch der tödliche Kampf ist unvermeidbar und kann bloß gewonnen werden, wenn sich die junge Frau bewusst wird, der Engel Ani’El zu sein.

Die Geschichte ist tatsächlich so dünn, wie die Zusammenfassung erahnen lässt. Die Autorin schwimmt vorgeblich auf der Paranormal-Romance-Welle mit, indem sie sich der gegenwärtig sehr beliebten Engel bedient, doch die Geschehnisse dienen lediglich als Gerüst für die ausführlich geschilderten Sex-Szenen. Zwar ist Riccarda Blake um ein wenig Spannung bemüht, indem sie die Hauptfiguren ansatzweise auf eine Flucht im Roadmovie-Stil schickt und die Identitäten der Anführer der kriegerisch gesinnten Engel verschleiert, aber man ahnt früh, was passieren wird und zählt auch beim freudigen Wiedersehen von alten Kameraden Eins und Eins sofort zusammen.

Die erotischen Szenen sind nicht romantisch, da gerade im Fall von Anya Dominanz, Gewalt und Schmerz ins Spiel kommen. Die junge Frau genießt die entsprechenden Praktiken, die weit über Vanilla-Sex hinausgehen, sowohl mit ihren Kunden, mit Sergej und schließlich auch mit Man’el als flotten Dreier. Nicht ganz so extrem ist die Beziehung von Maggie und Axel, doch auch sie geben sich zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten dem Liebesspiel hin. Es bleiben noch die gefallenen Engel, die sich mit Orgien jeglicher Art den langweiligen Alltag versüßen.

Die Wortwahl der Autorin ist derb und deftig, was man mögen sollte, andernfalls hat man ziemlich bald die Nase voll von den ewig gleichen grafischen Beschreibungen, die mehr Platz einnehmen als die ‚richtige‘ Handlung. Man hätte durchaus auf das Engels-Ambiente verzichten und die Story im Milieu der Prostituierten und der Russen-Mafia ansiedeln können – das Resultat wäre dasselbe gewesen.

„Himmel der Sünde“ wendet sich an ein erwachsenes weibliches Publikum, das mehr an deftigen Sex-Szenen und unnötiger Gewalt als an einer nachvollziehbaren Handlung und interessanten Charakteren interessiert ist. Schätzt man Romantic Mystery im Stil von Lara Adrian, J. R. Ward oder Kresley Cole, dürfte man auch die Romane von Riccarda Blake mögen.