J. R. Ward: Nachtseelen – Black Dagger 18 (Buch)

J. R Ward
Nachtseele
Black Dagger 18
(Lover Unleashed Part 2)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Corinna Vierkant
Titelillustration von Dirk Schulz
Heyne, 2012, Taschenbuch, 334 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-453-52873-4

Von Carsten Kuhr

Seit Urzeiten wacht die Bruderschaft der Black Dagger über die Vampire. Im Kampf gegen die Lesser mussten sie in letzter Zeit Niederlagen einstecken, doch es gab auch freudige Ereignisse zu feiern. Neue Black Dagger stießen zu den Kämpfern, Brüder verbanden sich mit ihrer wahren Liebe, es wurde Nachwuchs gezeugt.

Payne, die Zwillingsschwester Vishious’, schloss sich im letzten Band der Bruderschaft an. Als Tochter der Jungfrau der Schrift verfügt sie über einzigartige Kräfte. Obwohl sie andere heilen kann, vermag sie sich selbst, ihre gelähmten Beine, nicht zu richten. Jane, die Ärztin im Dienst der Bruderschaft, zog ihren alten Freund und Kollegen Manny, einen der begnadetsten Chirurgen des Landes, hinzu. Keiner konnte damit rechnen, dass sich der menschliche Chirurg und die Vampirin ineinander verlieben würden. Doch Gefühlsirrungen und Wirrungen zum Trotz wartet auf Payne noch eine ganz andere Gefahr. Aus der alten Welt sind die Krieger ihres von ihr getöteten Vaters nach Amerika gekommen. Angeführt von Xcor, dem Sohn des Bloodletter, suchen sie für die Ermordung ihres Anführers Rache. Damit nicht genug, hat Xcor weit größere Ambitionen – die Königswürde stände ihm nach eigener Meinung gut zu Gesicht…

Auch im zweiten Teil des für die Übersetzung erneut gesplitteten Romans bleibt die Autorin ihrem Erfolgsrezept treu. Man nehme eine deftige Portion plakativen Sex, mische Geheimnisse und Intrigen hinzu und reichere das mit jeder Menge Gewalt an – fertig ist der Bestseller. Dabei porträtiert die Autorin immer neue Spielarten der Lust. Sado-Maso-Praktiken, gleichgeschlechtliche Liebe, Bonding – beschrieben wird, was den Nimbus des Verruchten, des Verbotenen hat und damit interessant wird. Der normale Akt alleine genügt nicht länger, um die Leser an die Seiten zu bannen. Das wirkt, wenn auch geschickt eingefügt, so manches Mal überzeichnet und in seiner Massierung unglaubwürdig.

Dennoch liest sich auch vorliegendes Buch wieder rund und spannend durch. Ähnlich wie bei einer Seifenoper baut die Autorin ihre Welt, die Familie der Black Dagger und deren Beziehungen untereinander, immer weiter aus. Neue Unruhestifter – Xcor – werden eingeführt, alte Feinde reaktiviert und Entwicklungen fortgesetzt und zu Ende geführt. Insbesondere, dass sich Vishous endlich mit seiner traumatischen Kindheit im Lager seines Vaters auseinandersetzt, sich seiner Halbkastration und dem Missbrauch stellt, ja sein Schicksal annimmt, verleiht dem Roman eine gewisse Tiefe.

Natürlich ist gerade die Konzentration auf alles Fleischliche, die ans pornographische erinnernde Darstellung der Liebesspiele, anrüchig, doch ist es gleichzeitig das Pfund mit dem Ward sehr bewusst wuchert. Fans werden auch diesen Roman wieder verschlingen, Neuleser allerdings werden der verschachtelten Handlung kaum folgen können.