Alan Bradley: Halunken, Tod & Teufel – Flavia de Luce 3 (Buch)

Alan Bradley
Halunken, Tod & Teufel
Die Fälle der Flavia de Luce 3
(A Red Herring Without Mustard)
Aus dem Englischen übersetzt von Gerald Jung und Katharina Orgaß
Titelillustration von Iacopo Bruno
Penhaligon, 2011, Hardcover, 350 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3026-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Flavia de Luce hat in ihrem jungen Leben ja schon so Einiges erlebt, mehrere Tote gesehen und bei der Aufklärung von zwei Mordfällen entscheidend mitgeholfen. Als ihr nun eine Wahrsagerin auf der Kirmes von einem hohen Berg und einer für sie bedeutenden Frau erzählt, ist unsere aufgeweckte Ermittlerin und Hobbychemikerin so erstaunt, dass sie das Zelt kurzerhand in Brand setzt – versehentlich, versteht sich!

Da die Fahrende keinen anderen Platz hat, bietet Flavia ihr kurzerhand das Grundstück ihrer im Himalaja verschollenen Mutter als Rastplatz an. Dass sie die alte Dame in der nächste Nacht blutüberströmt und mit gebrochenem Schädel in ihrem Wohnwagen auffindet, hätte sie sich da aber auch noch nicht gedacht. Zwar gelingt es ihr gerade noch rechtzeitig Hilfe für die Verwundete herbeizurufen, schon bald danach aber ist es mit der sprichwörtlichen Ruhe auf dem Buckshaw-Anwesen vorbei.

Wer auch anders als Falvia entdeckt am Poseidonbrunnen die Leiche eines dort baumelnden Toten, dem eine der silbernen Hummergabeln der de Luces im Gehirn steckt. Und schon macht sich unsere aufgeweckte Detektivin an die Lösung ihres nächsten Falles…

Mit einer der interessantesten Detektivinnen der Literaturgeschichte hat der kanadische Autor Alan Bradley die Herzen der Krimi-Liebhaber auf der ganzen Welt im Sturm erobert. Die altkluge, naseweise und gleichzeitig herrlich kindliche Ermittlerin im Dienst der Leser nimmt uns in ihrer phantasievoll-naiven, dann wieder abgebrühten Art auch dieses Mal sofort wieder gefangen. Voller Elan macht sie sich an die Aufklärung der Verbrechen – und enthüllt dabei weitere Familiengeheimnisse.

Nicht fehlen dürfen erneut natürlich auch die ständigen Auseinandersetzungen mit ihren zickigen Schwestern. Während ihren manisch depressiven, über seiner Briefmarkensammlung brütenden Vater nicht nur das Rätsel um seine vermisste, vermutlich tote Frau niederdrückt, sondern ihn auch finanzielle Sorgen plagen, leben seine Töchter vordergründig ihr sorgloses Leben. Dabei prallt die scheinbar heile Welt der Siegernation Britannien nach dem Zweiten Weltkrieg auf die wirtschaftliche Depression, die auch die de Luces trifft, so dass man einen oftmals sehr intimen Eindruck in das Leben und Denken zur damaligen Zeit erhält. Dies aber auf solch liebevolle und warmherzige Art und Weise, dass uns nicht nur die Erzählerin, sondern auch die Nebenfiguren ans Herz wachsen.

Tolle Unterhaltung für kalte Winterabende, zum Miträtseln ebenso geeignet wie zum Staunen.