Nautilus 93 (Magazin)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. November 2011 13:16

Nautilus 93
Dezember 2011
Abenteuer Medien Verlag, 2011, Heft, 60 Seiten, 4,50 EUR
Von Christel Scheja
Ende November startet der vorletzte Film der „Twilight-Reihe“ mit „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht (Teil 1)“ und das ist Grund genug für die Macher der „Nautilus“, sich noch einmal mit Vampiren zu beschäftigen. Wer glaubt, dass das Thema bereits so ausgelutscht wäre wie das Opfer eines Blutsaugers, der irrt.
Natürlich gibt es eine ausführliche Berichterstattung zu „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht (Teil 1)“ ergänzt von Interviews mit einigen der Darsteller. Als Kontrast dazu gibt es einen Ausblick auf einen kommenden Vampirfilm, der einen ganz anderen Ansatz für das Thema wählt: „Let Me In“. Hintergrundartikel beschäftigen sich mit den Vampirbildern, die uns das Kino bisher gezeigt hat – „Blut und Leinwand“ –, ein anderer geht der Frage nach, warum die Blutsauger einen so erotischen Ruf besitzen – „Sex im Sarg“ – berücksichtigt aber auch die modernen Ausprägungen, der letzten zehn Jahre. Psychologischer wird es in „Vorsicht, bissiger Mund“ der einen Einblick in „Die Psyche des Vampirs“ gewährt und zeigt, dass er in der Vergangenheit eigentlich mehr für die entfesselte und hemmungslose Natur des Menschen stand und weniger das Monster ist, als das Sinnbild für die Befreiung von moralischen Grenzen, etwas, was auch heute noch in vielen Büchern zum Thema zu entdecken ist. Weiterhin geht es auch noch um Halbvampire, die so genannten Dhampire. Nicht zuletzt plaudern Lynn Raven, Bianka Minte-König und Markus Heitz über ihre Vampir-Romane und vor allem letzterer beurteilt mit seinem Wissen und seiner Erfahrung auch noch die restliche Lebensdauer des derzeitigen Vampir-Hypes.
Dazu kommen die üblichen Buchvorstellungen – sei es gedruckt oder zum Hören und weitere Vorstellungen von mehr oder weniger phantastischen Filmen der kommenden Wochen.
Das Besondere an der „Nautilus“ ist, dass die Redakteure auch zu Modethemen immer noch Artikel schreiben können, die nicht auf altbekannten Inhalten herumreiten und sich kaum vom bereits tausendfach Erzählten lösen, sondern einen ganz eigenen Weg gehen und so dem Ganzen neue Facetten abgewinnen können.
Das gelingt auch jetzt wieder, vergleichen die Artikel doch bewusst die Ausstrahlung der Vampire in den einzelnen Epochen seit dem Erscheinen von „Dracula“. Dabei zeigen sie die Parallelen auf, aber auch die Unterschiede. Alle Generationen haben den Vampir als erotisches Wesen gesehen – mal mehr, mal weniger deutlich – und während ungezügelte Lust und Leidenschaft in vielen Erwachsenenromanen ausgelebt werden und die Blutsauger nur als exotische Staffage nehmen, setzt „Twilight“ einen Kontrapunkt, da sich der Vampir hier erstmals zweifach beherrscht.
Wie immer verbinden die Artikel bekanntere mit unbekannteren Details und geben einen guten Überblick, auch wenn sie natürlich nicht besonders in die Tiefe gehen können. Aber sie bleiben sachlich, beurteilen kritisch aber nicht polemisch und machen Lust darauf, sich mehr mit der Sache zu beschäftigen.
Deshalb ist die 93. Ausgabe für alle Fans von Dracula, Edward, Blade und Co., interessant, zeigt sie doch allen, dass es sich durchaus lohnt, auch einmal einen Blick über den Tellerrand zu wagen und anderen Aspekten des Vampirs eine Chance zu geben.