Adekan 1 (Comic)

Tsukiji Nao
Adekan 1
Aus dem Japanischen von Ai Aoki
EMA, 2011, Taschenbuch, 206 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7486-8

Von Irene Salzmann

Nao Tsukiji wurde an einem 11. März in Japan geboren. Sie debütierte 2007 mit dem Manga „Glossy“. „Adekan“ ist ihre erste fortlaufende Erzählung. In Japan liegen gegenwärtig vier Tankobons vor, und die Serie ist noch nicht abgeschlossen.

Wachtmeister Kojiro Yamada lernt während seiner Ermittlungen, die eine Frau mit blutigem Hochzeitskimono betreffen, den Schirmmacher Shiro Yoshiwara kennen. Dieser ist äußerst phlegmatisch und lässt sich gern von anderen umsorgen. Außerdem lehnt er es ab, Unterwäsche zu tragen… Gutmütig nimmt Kojiro Shiro unter seine Fittiche, um ihn zu einem selbständigen und vor allem anständigen Mann zu erziehen. In Shiro steckt jedoch sehr viel mehr – das stellt er fest, als das Rätsel um die Unbekannte gelüftet wird und beide in Lebensgefahr geraten.

Später kommen sie gemeinsam dem Geheimnis zweier Zwillingsschwestern sowie den Morden an mehreren jungen Männern auf die Spur und heben einen Menschenhändler-Ring aus. Doch Shiros Bruder ist deutlich gefährlicher als die anderen Verbrecher…

„Adekan“ ist ein Manga, den man dem Mystery-Krimi zuordnen kann. Er wendet sich in erster Linie an Leserinnen und erinnert von der Story und den Illustrationen her vage an die Werke von Kairi Shimotsuki („Brave 10“, „Madness“, „Sengoku Basara“ etc.).

Die Handlung könnte in der Meiji-Ära oder kurz danach spielen, denn Schwerter und Pistolen sind in Gebrauch, die Protagonisten tragen Kimonos, viktorianisch anmutende Gewänder und Uniformen, modernere Fahrzeuge sind nicht bekannt. Entsprechend ist auch das Denken und Handeln der Charaktere, die ‚alte‘ Wertevorstellung hoch halten, sich vor unerklärlich scheinenden Phänomenen fürchten und phantastische Kampftechniken anwenden.

Während Kojiro und seine Kollegen maskulin wirken (sein ‚älterer Bruder‘ Saburota Aragami erinnert an Sawagejo Cho aus „Kenshin“), ist Shiro eher feminin gezeichnet, wenngleich die humorigen Anspielungen deutlich machen, dass er keineswegs eine Frau ist. Das Verhältnis der Freunde ist nicht konkret umrissen. Obwohl von Boys Love nicht die Rede ist, knistert es vor Erotik, um dann wieder in Klamauk, wie man ihn aus Shonen-Mangas gewohnt ist, umzuschlagen.

Man macht wahrlich ein Wechselbad an Eindrücken durch, denn auf die Tragödie folgen humorige Momente, die Action wird durch erotische Intermezzos gemildert, wenngleich nie etwas zu sehen ist und bewusst überdeutlich zensiert wird (wie zum Beispiel in Kazushi Hagiwaras „Bastard!!“). Nie weiß man, was einen auf der nächsten Seite erwartet. Einerseits ist das witzig und interessant, manchmal geht es aber auch daneben, wenn die Künstlerin ihre Scherze übertreibt.

Die Illustrationen sind detailreich und dynamisch, setzen mitunter anatomische und realistische Aspekte, was ein menschlicher Körper an Biegsamkeit und Durchhaltevermögen leisten kann, außer Kraft – aber letztlich ist dies ein unterhaltsamer Fantasy-Manga. Von den superdeformierten Abbildungen einmal abgesehen, sind die Zeichnungen recht hübsch.

Es empfiehlt sich, ein wenig in „Adekan“ zu blättern, um sich selber ein Bild von dem Titel zu machen. Die Fälle, die Kojiro und Shiro lösen, sind spannend und tragisch, ihre Beziehung ist in alle Richtungen offen (obwohl nicht mit Boys Love zu rechnen ist), nur der übertriebene Humor und die superdeformierten Abbildungen wollen nicht immer so recht den Nerv des westlichen Lesers treffen.