Onkel Dagobert 2 (Comic)

Onkel Dagobert 2
Artwork & Text: Carl Barks
Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Ehapa, 2009, Hardcover, 164 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3273-8

Von Frank Drehmel

Der zweite großformatige Hardcover-Sammelband der „Onkel Dagobert“-Reihe wartet mit einigen Story-Leckerbissen aus der Feder Carl Barks’ auf, die einmal mehr Zeugnis von den herausragenden erzählerischen und zeichnerischen Fertigkeiten des berühmtesten aller Disney-Künstler ablegen.

Neben einer Vielzahl von One-Pagern steht dabei an erster Stelle die Geschichte „Der verlorene Zehner“ („The Secret of Atlantis“): nachdem sich Dagobert beim Versuch, Donald um seine Entlohnung zu betrügen, selbst eine Grube gegraben hat, indem er dem Neffen ein vermeintlich wertloses Geldstück untergejubelt hat, das dann doch mehr als der versprochene Lohn wert war, ist der Ehrgeiz des reichsten Mannes der Welt geweckt. Er beschließt, ein beliebiges 10-Kreuzer-Stück zur wertvollsten Münze der Welt zu machen, indem er alle Duplikate aufkauft, im tiefen Meer versenkt und so in den Besitz einer im wahrsten Sinne des Wortes einmaligen Münze kommt. Zwar gelingt der Plan zunächst, doch dann wird der einzigartige Kreuzer zerstört. Für Dagobert, seinen Neffen und die Großneffen bedeutet dieses Unglück nicht nur, dass sie in der Tiefsee nach den versenkten Geld suchen müssen, sondern dass sie auch in ein Reich gelangen, das von amphibischen Menschen bewohnt wird, die kein großes Interesse daran haben, die Entenhausener in ihre Welt zurückkehren zu lassen.

In „Onkel Dagobert und der verhängnisvolle Kronenkork“ („Tralla La“) verschlägt es die Ducks in das geheimnisumwitterte und zwischen den Bergriesen des Himalaya verborgene Königreich Tralla La. Hier sucht Dagobert den inneren Frieden, den er in Entenhausen vollkommen verloren hat, was dazu führt, dass er alleine beim Gedanken an Geld oder den Klang des Wortes regelrecht in Panik verfällt. Nach einer abenteuerlichen Reise erreichen die beiden Onkel und die drei Kleinen das zwar sagenumwobene Reich und Dagobert findet tatsächlich Ruhe, aber sie stoßen Ereignisse an, die beinahe zur Vernichtung des geld- und zahlungsmittelfreien Paradieses führen.

Von den vier weiteren umfassenderen Storys seien lediglich die Titel genannt, die mit Sicherheit Erinnerungen in dem einen oder anderen Duck-Fan wecken: „Onkel Dagobert geht zu weit“ („In the Buying Mood“; alternativ: „Outfoxed Fox“), „Die sieben Städte von Cibola“ („The Seven Cities of Cibola“), „Die Kohldampf-Insel“ („The Mysterious Stone Ray“) und „Jugenderinnerungen“ („The Fantastic River Race“).

Was die ersten beiden Geschichten auszeichnet – aber nicht nur die –, ist ein trotz aller Situationskomik und Leichtigkeit pessimistischer und kapitalismuskritischer Unterton, der keinerlei Illusionen über das Wesen Mensch aufkommen lässt. Auch, wenn sich dank kindlicher Unverdorbenheit – repräsentiert durch Tick, Trick und Track – letztlich alles zum Guten wendet, so sind Gier, Gier, Gier und nochmals Gier zentrale Triebfedern erwachsenen Handelns, Triebfedern beziehungsweise Motive, die auch den frommsten Menschen korrumpieren. Insofern sind diese Storys ein Paradebeispiel für gleichermaßen intelligente und tiefsinnige wie humorvolle Unterhaltung, wobei gerade auch die erste Geschichte durch ihre ungewöhnliche Dramaturgie überzeugt, besteht sie doch aus zwei relativ locker verbundenen, auch isoliert zündenden Handlungsbögen.

Fazit: Wer als Duck- und Barks-Fan nicht ohnehin schon zugreift, der sollte sich vom guten Preis-Leistungs-Verhältnis der vorliegenden Edition überzeugen lassen.