D. H. Lawrence: Lady Chatterleys Liebhaber (Buch)

D. H. Lawrence
Lady Chatterleys Liebhaber
(Lady Chatterly‘s Lover, 1928)
Titelbild und Innenillustrationen: Olga Kawacińska
arsEdition, 2025, Hardcover, 448 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

D. H. Lawrences Roman über die Suche einer jungen Frau nach Erfüllung gehört unbestritten zu den großen Werken der Weltliteratur. Der Autor selbst hat nicht weniger als drei Versionen seines Romans verfasst und veröffentlichen lassen - erst die dritte eroberte dann, von England ausgehend, die internationalen Bestsellerlisten.

Zu verdanken war dies einer genialen Marketing-Idee von Penguin Books. Der Verlag ließ von dem Roman lediglich eine Handvoll Exemplare drucken und an eine Londoner Buchhandlung ausliefern. Anschließend zeigte er sich selbst wegen Missachtung eines Gesetzes zum Schutz der Allgemeinheit vor Sittenwidrigkeit an. Der Fall kam vor Gericht, die Aufmerksamkeit war geweckt.

 

Lawrence entführt uns nach Wragby Hall, einem hochherrschaftlichen Landsitz in Nottinghamshire. In der armen Bergbauregion ist um den Ersten Weltkrieg herum das Leben trist und eintönig.

Constance „Connie“ Reid stammt aus einer gutbürgerlichen Familie, hat eine solide Ausbildung erhalten und wurde liberal erzogen. Im Jahr des Herrn 1917 heiratet sie den jungen Intellektuellen Sir Clifford Chatterley, der kurz darauf an die Front gerufen wird. Von dort kehrt er verwundet und infolge seiner Verletzungen impotent zurück und versucht, sich ein neues Leben als Schriftsteller aufzubauen.

Zunächst steht Connie ihrem Mann zur Seite, bevor sie beginnt, Erfüllung außerhalb der Ehe zu suchen. In einem Wildhüter findet sie schließlich - entgegen allen gesellschaftlichen Konventionen - ihr Glück. Als sie ihrem Mann berichtet, dass sie schwanger sei und die Scheidung wünsche, eskaliert die Situation.


Große Teile des Romans widmen sich der Entwicklung Connies zu einer emanzipierten Frau, die ihre Wünsche aktiv einfordert. Gerade diese charakterliche Wandlung macht den Roman auch heute noch interessant. Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung in den 30er Jahren war die offene Darstellung von Gefühlen und Lust etwas völlig Unerhörtes - und zog Massen von Lesern voyeuristisch an den Text.

Wie wir es vom Verlag arsEdition kennen und schätzen, haben die Verleger in Zusammenarbeit mit der Illustratorin keine Mühen gescheut, uns hier etwas Besonderes vorzulegen. Zahlreiche Vignetten und kleine Farbillustrationen sind in den Text eingearbeitet und wechseln sich mit ganzseitigen Bildern ab. Die Künstlerin wählt keinen Fotorealismus; ihr kommt es vielmehr darauf an, die Stimmung der jeweiligen Szene einzufangen und visuell umzusetzen. Immer wieder sind Seiten farblich unterlegt, bedeutende Sätze werden durch eine abweichende Druckfarbe hervorgehoben.

So liegt hier einmal mehr ein Band vor, der sich an Liebhaber sorgfältig gestalteter Bücher richtet. Passend zur Reihe haben die Lektoren wieder einen klassischen Text ausgewählt, dessen Übersetzung neu durchgesehen wurde. Das Besondere sind - wie immer innerhalb der „Bibliotheca Obscura“-Reihe - die unzähligen Illustrationen, die dem Roman eine weitere, neue Ebene hinzufügen. Die bibliophile Gestaltung lässt keine Wünsche offen, sodass auch dieser Band wieder eine Zierde für jedes Bücherregal darstellt.