Rainbow 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 31. August 2025 09:23

Rainbow 1
Text: George Abe
Zeichnungen: Masasumi Kakizaki
Übersetzung: Burkhard Höfler
Manga Cult, 2025, Paperback, 424 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Wer glaubt, dass der Krieg mit dem Ende der Kampfhandlungen gegessen sei, der irrt sich, denn auch in der Phase des Wiederaufbaus geht der Kampf ums Überleben weiter. Verlierer sind vor allem Frauen, Alte, Kranke und nicht zuletzt die Kinder. George Abe erzählt vielleicht eine fiktive Geschichte in „Rainbow“, aber sie beruht auf eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen.
Zehn Jahre sind seit dem Kriegsende vergangen, aber noch immer sind die Kriegsfolgen deutlich spürbar, nicht nur sichtbar durch die in Trümmer liegenden Metropolen, sondern auch im Kampf der Menschen ums Überleben, der eines nicht erlaubt: Mitgefühl und soziales Miteinander.
Das bekommen auch sechs Jungen zu spüren, die aufgrund kleinerer und größerer Vergehen in einer Jugendstrafanstalt landen. Hier erwarten sie Brutalität und Grausamkeit durch die Wächter - aber auch das erste Mal eine Art von Brüderlichkeit durch den ebenfalls einsitzenden Rokurota.
Zwei Generationen treffen bei der Gestaltung des Mangas aufeinander. Der Autor George Abe, der Krieg und auch die Nachkriegsjahre miterlebt hat, ja sogar die rigorosen Erziehungsmaßnahmen, die man damals gegen aufsässige und kriminelle Jugendliche einsetzte. Aus diesem Grund wirken auch viele Schilderungen realistisch und lebensnah.
Die sechs Jungs und Rokurota, der zumindest gewisse Kampffähigkeiten und Selbstbewusstsein mitbringt, was den anderen fehlt, werden nach und nach vorgestellt, man erfährt so nämlich, was sie überhaupt in die Anstalt gebracht hat, und warum sie gelernt haben, niemandem zu trauen - bis jetzt.
Es ist ausgerechnet der Schläger, der den Jungs zeigt, was wichtig ist, um in diesem Knast der Sadisten zu überleben: Mitgefühl mit den anderen und Zusammenhalt mit seinen Freunden. Er gibt ihnen tatsächlich das zurück, was sie in Kindheit und Jugend verloren haben, was allerdings nicht gerne gesehen wird.
Masasumi Kakizaki setzt dies gekonnt in Szene und fesselt mit seinen klaren Zeichnungen, die die Atmosphäre des Jugendgefängnisses und auch des in Trümmern liegenden Japan sehr gelungen einfangen. Der erste Band stellt jedenfalls sehr interessante Weichen und macht durch seine vielen Andeutungen Lust auf Mehr, zeigt auch eine Welt, die man heute durchaus auch in anderen Regionen der Welt wiederfindet. Tatsächlich erwähnt der Autor auch immer wieder Afghanistan.
„Rainbow“ ist ein beeindruckender und spannender Manga, der auf wahren Begebenheiten beruht und wieder einmal zeigt, dass gerade in der Zeit des Wiederaufbaus vor allem die Schwächsten auf der Strecke blieben und für ihr Aufbegehren oft auch noch grausam und brutal bestraft wurden. Etwas, was heute durchaus noch in anderen Ländern zu finden ist.