Terry Pratchett: Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. August 2025 11:48

Terry Pratchett
Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert
(A Stroke of the Pen, 2023)
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Illustrationen: Andrew Davidson
Piper, 2025, Hardcover, 240 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Lange bevor Sir Terry Pratchett mit seiner „Scheibenwelt“-Saga Geschichte schrieb, war er schon journalistisch und als Autor tätig. Zahlreiche Kurzgeschichten erschienen in einigen Magazinen, oft genug auch unter Pseudonym. Im Jahr 2023 gelang es ein paar findigen Engländern, diese Schätze zu finden und herauszugeben. Mit dem Titel „Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert“ erscheint die Sammlung mit den insgesamt 22 Storys nun auch auf Deutsch.
Erschienen sind diese überwiegend in Magazinen und Zeitungen der 70er Jahre, teilweise auch saisonbedingt. So leben einige Geschichten wie „Ein Rebhuhn im Briefkasten“ und „Wie der gute König Wenzeslaus einem armen Mann helfen wollte“ von der ganz eigenen britischen Folklore zur Weihnachtszeit, und auch andere Erzählungen spielen mit dem Bild der überall bekannten Figuren aus diesem Teil des Jahres.
Wieder andere Geschichten sind in der vermutlich fiktiven Kleinstadt Blackbury im verschlafenen ländlichen Südengland angesiedelt und nehmen die Marotten der dortigen Bewohner auf die Schippe.
Die Mischung, die später sein Hauptwerk so bekannt und beliebt gemacht hat, findet sich auch schon in diesen Erzählungen. Denn die leben von den pointierten Gags, den schrägen Figuren und den skurrilen Begebenheiten, die Folklore und Sprichwörter wörtlich nehmen wollen.
Die Geschichten sind voller liebevoll auf den Kopf gestellten Klischees, schrägen Käuzen, die den Alltag auf ihre Weise meistern und doch irgendwie sehr alltägliche Wünsche haben, die man in weniger überspitzter Form auch in der eigenen Nachbarschaft findet.
Das Ganz wird mit vielen feinen Gags gewürzt, die manchmal auch ein wenig derber ausfallen dürfen. Aber sie spiegeln genau den Humor wider, den klassische britische Geschichten und Serien wie „Doctor Who“ aus den 70er noch heute ausstrahlen.
Das macht wohl den Reiz der Geschichten aus, die mit einem Hauch von Vorwissen britischer Eigenarten eigentlich gut zu verstehen sind und ihren altbackenen Flair schnell abschütteln, wenn man sich auf sie einlässt. Sie zeigen vor allem, warum Pratchett später gleich überzeugend durchstarten konnte.
„Spitzer Stift schlägt stumpfes Schert“ sei allen Terry-Pratchett-Fans wärmstens empfohlen, denn die gut verdaulichen kurzen Geschichten zeigen, dass schon der junge Autor und Journalist ein Händchen für Witz mit Verstand und warmherzigen Gefühlen hatte, was auch sein Hauptwerk später auszeichnet.