Emma Hamm: The Deathless One - Brich meinen Fluch (Buch)

Emma Hamm
The Deathless One - Brich meinen Fluch
(The Deathless One, 2025)
Übersetzung: Lene Kubis
Tor, 2025, Paperback, 432 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ort der Handlung: Ein Küstenkönigreich, das von einer tödlichen Seuche heimgesucht wird.

Die Hauptfigur: Jessamine, Kronprinzessin eben jenes Königreiches und in Kürze Braut des charismatischen Prinzen des Nachbarreiches. Nicht etwa, dass sie den Schönling lieben, achten oder auch nur mögen würde. Nein - gut sieht er zwar aus, doch Sympathie kommt bei seiner herrischen, egoistischen Art nicht auf. Das merkt sie umso mehr als jener Prinz, noch bevor sie den heiligen Bund eingehen, sie kaltblütig vor dem Altar ermordet und ihr Reich an sich reißt.

Tja, das war die Handlung - nein, nicht des Buches, sondern des ersten Kapitels! Denn Emma Hamm hält noch Einiges in petto.

Dumm für Jessamine, dass sie nicht dorthin gelangt, wo Verstorbene im Allgemeinen verweilen, sondern in ein Zwischenreich, in dem sie dem letzten der verschollenen Götter begegnet. Dieser - den Menschen bezeichnenderweise als der Todlose bekannt - erweckt sie kurzerhand zum Leben.

In ihr schlummern magische Kräfte, die eigentlich mit dem Mord an den Göttern aus der Welt verschwunden sein sollten. Um Rache für den Göttermord zu nehmen und die Regentschaft über die Welt zu übernehmen, muss der Todlose sich dauerhaft in der Menschenwelt manifestieren. Und genau hier kommt Jessamine ins Spiel. Mit der Gabe der Grabsängerin ausgestattet, wäre sie fähig, dem Gott Zutritt zur Welt zu verschaffen.

Dumm nur, dass sie zum einen ihre Kräfte leugnet, zum anderen dem Todlosen nicht gerade positiv gegenübersteht.

Ein Handel soll es richten: Sie sorgt für seine Wiederauferstehung, er unterstützt sie darin, die Schuldigen des Putsches aufzuspüren und äußerst schmerzhaft zu bestrafen…


Auch Tor kann sich dem Trend zur Romantasy nicht entziehen. Nicht umsonst haben alle Konzernverlage ihr Programm massiv auf die romantisch angehauchte Fantasy ausgerichtet. Die Verkaufszahlen belegen, dass sich derartige Bücher - zumeist in Form von Zyklen - derzeit am besten verkaufen und den Verlagen schlicht Geld bringen.

Vorliegender Roman ist, soweit ich dies recherchieren konnte, der erste Romantasy-Titel einer gestandenen „USA Today“-Bestseller-Autorin, die in den USA mit ihren romantischen Alltagsromanen zahlreiche Fans begeistert. Daher weiß sie, wie sie ihre „spicy“ Elemente platziert, und wie weit sie bei den Gefühlsirrungen und -wirrungen ins Detail gehen darf.

Zunächst aber - fast bis zur Hälfte des Romans - erwartet uns eine durchaus munter zu lesende Geschichte über eine junge, toughe Prinzessin, die Verrat zum Opfer fällt. Ihr Glück, dass der letzte der Götter - passenderweise jener, der nicht sterben kann - sich ihrer annimmt.

Und dann fliegen die Fetzen: Die beiden halten zunächst so gar nichts voneinander - neudeutsch nennt man das wohl „Enemies to Lovers“. Sie machen sich getrennt, später gemeinsam auf die Suche nach Erkenntnissen, nach den Schuldigen und letztlich nach Gerechtigkeit. Dass es dabei ein ums andere Mal nicht wirklich gut aussieht - so, wie unsere Heldin stirbt mal wieder - sei erwähnt.

Weder die Bühne (eine anscheinend endlos große Stadt) noch die Kultur (es gibt Stechwaffen und Pistolen, aber keine Maschinen) werden sonderlich vorgestellt. Die Charaktere bleiben oberflächlich, statisch und stereotyp.

Wer auf spicy Romantasy steht, wird hier gut und flüssig unterhalten - etwas Besonderes sollte man jedoch nicht erwarten.