Django Wexler: How to Become the Dark Lord and Die Trying (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. Juni 2025 10:23

Django Wexler
How to Become the Dark Lord and Die Trying
(How to Become the Dark Lord and Die Trying, 2024)
Übersetzung: Ruggero Leò
Penhaligon, 2025, Paperback, 494 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst - wirklich lange ist es her - hatte Davi ein ganz normales Leben. Soweit sie sich erinnern kann (ist ja doch schon eine Weile her), hat sie einmal in den USA gelebt, kennt Handys und Bürokratie und hat Sommersprossen im Gesicht. Doch dann wurde sie in eine Welt versetzt, in der Magie herrscht. Als verheißene Heldin des Königreichs der Menschen ist es ihre Aufgabe, die Truppe erfolgreich gegen die Wildlinge in die Schlacht zu führen und neuen Lebensraum zu erobern.
Dumm nur, dass das immerhin 238x schiefging.
Zunächst läuft alles gut: Sie wird umsorgt und gehegt, verwöhnt und mit Magie geheilt, wenn sie sich einmal den Zeh anstößt. Dann geht es in den Kampf gegen den Dark Lord - und danach kommt unweigerlich: Gefangennahme, Folter und Tod. Zeitschleife, nennt man so etwas wohl. Hilft bei den Schmerzen und beim Sterben aber auch nicht wirklich, nur weil man den Ausdruck kennt.
Es soll, es muss, es wird sich etwas ändern - schließlich kann es einfach nicht sein, dass sie seit gefühlten Jahrhunderten immer auf der Verliererstraße ist.
Also beschließt sie, endlich einmal zu gewinnen. Auch wenn das bedeutet, selbst zum Dark Lord zu werden und die Horden der Orks, Wölfe und Echsen anzuführen. Thaumit - jene Steine, deren Magie dem Körper besondere Gaben oder Heilung verleiht, wenn sie einmal aufgenommen wurde - kommt ihr dabei ganz gelegen.
Zunächst aber muss sie einen Stamm Wildlinge um sich scharen, dann geht es weiter; Unterstützung sichern und schlussendlich antreten, um das Rennen um den Titel Dark Lords für sich zu entscheiden…
Was legt uns Penhaligon da als ersten Teil eines Zweiteilers vor? Funny Fantasy nennt man diese Spielart der High Fantasy - und derartige Romane sind so selten wie Trinkwasser in der Wüste.
Schon der Beginn des Romans erweist sich als unterhaltsam und spitzig. Unsere Ich-Erzählerin plaudert munter drauflos und berichtet mit viel Humor von ihrem Leben und dem damit verbundenen Leiden. Dass sie ihre gleichgeschlechtliche Neigung - darf man das auch bei amourösen Abenteuern mit Wildling-Damen sagen? - ein wenig oft erwähnt, sei ihr verziehen. Zu abwechslungs- und temporeich geht es ins Abenteuer.
Gerade der Einstieg, gut ein Drittel des Buches, erweist sich als wahrer Selbstläufer. Der Plot rast voran, ein ums andere Mal muss unsere Protagonistin im sprichwörtlich letzten Moment ihren Hals aus der Schlinge ziehen. Im Verlauf ihres jahrhundertelangen Martyriums hat sie jede Menge Überlebenserfahrung gesammelt, die ihr nun zugutekommt.
Hier lässt der Autor seine Rollenspiel-Erfahrungen einfließen und wartet mit jeder Menge Wendungen und Gefahren auf. Fast liest sich der Roman wie ein LitRPG-Buch, wobei offenbleibt, ob unsere Hauptfigur nun in einem so gut konstruierten Game gefangen ist, dass sie selbst den Unterschied zur Realität nicht mehr erkennt - oder eben nicht.
Im Verlauf der Kapitel lernen wir nicht nur verschiedene Gegenden der Welt kennen, sondern auch eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Wesen. Während die Handlungsorte wenig Überraschendes bereithalten, ist das auftretende Figuren-Ensemble abwechslungsreich und ungewöhnlich. Die jeweiligen Motivationen, Eigenheiten und Unterschiede werden interessant herausgearbeitet und tragen klar zum Lesegenuss bei.
Ab dem Mittelteil verlangsamt sich das Erzähltempo etwas, bevor es im Finale wieder deutlich anzieht.
Eine Fortsetzung gibt es übrigens auch - in den USA bereits im Mai erschienen, hat diese bei Penhaligon allerdings derzeit noch keinen Veröffentlichungstermin.
Insofern erwartet Leserinnen und Leser eine zwar recht oberflächliche, stilistisch einfach gehaltene, aber vergnügliche und rasante Abenteuerfahrt.