Gavin J. Aaron: Meine Kerkerhaft (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Juni 2025 12:28

Gavin J. Aaron
Meine Kerkerhaft
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 188 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Unter dem Pseudonym Gavin J. Aaron schreibt ein Software-Entwickler aus dem Kölner Raum, der eigenen Angaben zufolge in seine Bücher persönliche Erlebnisse einfließen lässt und Personen aus dem Bekanntenkreis verewigt. Selbst wenn die SM-Praktiken hart sind, geht es stets um den maximalen Lustgewinn für alle Beteiligten. Bei Blue Panther Books liegen gegenwärtig die Romane „Julia - Das Buch der erotischen Ausschweifungen“, „Julia - Das Buch der sexuellen Ausschweifungen“ sowie „Meine Kerkerhaft“ vor.
Lena soll in einigen Monaten ihre Abschlussarbeit abgeben. Um sich ohne Ablenkung auf das Projekt konzentrieren zu können, schließt sie einen Deal mit einem exzentrischen älteren Bekannten, der in einer Burg residiert. Im Gegenzug muss sie in die Rolle einer Dienstmagd schlüpfen und vollumfänglich an allen Spielen teilnehmen, die er für sich und seine Gäste inszeniert und an denen weitere Bedienstete sowie Helfer und Handwerker teilnehmen.
Zunächst ist Lena entsetzt und eingeschüchtert angesichts dessen, was man ihr vom ersten Moment an zumutet, doch schnell findet sie immer mehr Gefallen an den wilden Spielen und vielfältigen Praktiken. Ob sie über all die verlockenden Ausschweifungen, die das reale Leben vergessen lassen, ihre Arbeit wird fertigstellen können?
Der eigentümliche Burgherr veranstaltet - kurz gesagt - seine persönlichen Mittelalter-Live-Rollenspiele, bei denen er gleichgesinnte Bekannte, Mitspieler und Helfer für den Zeitraum der Inszenierung beherbergt und ihnen selbst die ungewöhnlichsten Sex-Phantasien erfüllt, nicht selten inspiriert von historischen Folter-Methoden, was Lena oft sehr ängstigt, selbst wenn sie tief im Innern weiß, dass niemand vorhat, ihr (bleibende) Schäden zuzufügen.
„Meine Kerkerhaft“ wird aus ihrer Sicht erzählt. An der derben, drastischen Wortwahl erkennt man den männlichen Verfasser. Zwar scheuen sich auch Frauen in dem Genre kaum noch, die Dinge beim Namen zu nennen, doch gibt es gewisse Feinheiten bei der Ausdrucksweise.
Der Autor verspricht nicht zu viel, wenn er sagt, es geht phantasiereich und ordentlich zur Sache und dass, „die berichteten Ereignisse harsch und brutal erscheinen“ (Verlagsseite). Für viele Leser könnten die krassen, expliziten Beschreibungen deutlich zu viel des Guten sein, selbst wenn von Lena und anderen wiederholt versichert wird, wie viel Lust sie erleben und immer mehr davon wünschen.
Die Bandbreite reicht von einvernehmlichem Blümchen- und Lesben-Sex über Gangbang, BDSM und Fäkalien bis hin zu bizarren Folterspielen, wobei durch Demütigung, Angst und Schmerz das sexuelle Erlebnis gesteigert wird. Wer damit nichts anfangen kann, dürfte das Buch als nicht sonderlich erotisch, sondern stellenweise als verstörend empfinden. Darum: „Meine Kerkerhaft“ ist an Connaisseurs adressiert.