Sarina Wood (Hrsg.): Geister der Vergangenheit (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Juni 2025 08:25

Sarina Wood (Hrsg.)
Geister der Vergangenheit
Titelbild: Detlef Klewer
Innenillustrationen: Chris Schlicht
Verlag Torsten Low, 2019, Taschenbuch, 314 Seiten, 13,90 EUR
Rezension von Gunther Barnewald
Die vorliegende Anthologie ist für Leser altmodischer Gruselstorys ein wahres Fest, enthält sie doch 23 ganz wunderbar Gespenstergeschichten, in der nicht bestialischer und ekeliger Splatter und brutale Handlungen im Mittelpunkt stehen, sondern die unheimlichen Atmosphären der einzelnen Orte oder Erscheinungen.
Dabei ist es Herausgeberin Sarina Wood wunderbarerweise gelungen, nur Erzählungen auszuwählen, die ein gewisses gut lesbares und unterhaltendes Niveau wahren. Jede Geschichte ist gut lesbar, es gibt keinerlei Totalausfall, keine Story ist langweilig, unverständlich oder dröge, keine Kurzgeschichte überkomplex oder exaltiert geschrieben, jeder Text lässt sich mit großem Vergnügen lesen (auch wenn nicht jedes Klischee ausgelassen wird).
Einziges Manko ist vielleicht die Tatsache, dass überragende Geschichten eher Mangelware sind. Lediglich Jutta Ehmke und (mit Einschränkung) Vincent Voss ragen etwas heraus.
Zwar bleiben wohl die wenigsten dieser Geschichten lange im Gedächtnis des Lesers, aber das hohe Niveau der Storys, die guten Einfälle (wobei viele Geschichten auf lokalen Legenden beruhen) und die gekonnten Erzählweisen der einzelnen Autoren sprechen hier eindeutig für diesen tollen Band voller unterhaltsamer Kurzgeschichten.
Viele Geschichten sind auch lokal verortet und manche spielen in der Gegenwart, andere aber auch in der Vergangenheit.
In einigen Geschichten rächen sich die Toten an den überheblichen Lebenden, manchmal werden aber auch einfach Unschuldige in die Geschehnisse verwickelt. Und ob es ein glückliches Ende gibt, oder ein Desaster, liegt manchmal auch im Auge des Betrachters.
Vorhersehbar sind die meisten Erzählungen zum Glück nicht. Deshalb bleibt es oft spannend, wie überhaupt das Lesen dieses Buchs großes Vergnügen bereitet (wenn man diese Art von Spukgeschichten mag, wohlgemerkt!).
Wohltuend ist auch, dass keiner der Autoren die ganze Menschheit (oder gar das vollständige Universum) vernichten will und die Storys es schaffen, die sprichwörtliche Kirche im Dorf zu lassen.
Und so erwarten den Liebhaber von altmodischen Geistergeschichten hier knapp 300 Seiten pures Lesevergnügen mit ganz oldschool wirkenden, geschickt erzählten Gespenster-Kurzgeschichten, die Fans von M. R. James, Sheridan LeFanu, Arthur Machen oder Edith Wharton begeistern werden.