C. K. McDonnell & Elaine Ofori: Ursula und das V-Team - Das Schicksal muss warten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Mai 2025 08:06

C. K. McDonnell & Elaine Ofori
Ursula und das V-Team - Das Schicksal muss warten
Übersetzung: André Mumot
Eichborn, 2025, Paperback, 496 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Kennen Sie die heilige Ursula? Insbesondere, wenn Sie in oder um Köln zu Hause sind, sollten Sie die Märtyrerin kennen - und schätzen. Denn nur ihrem tatkräftigen Kampf und Opfer ist es zu verdanken, dass die Köln angreifenden Hunnen dereinst zurückgeschlagen wurden. Der Begriff Märtyrerin weist allerdings schon darauf hin, dass es für Ursula selbst nicht wirklich gut ausging.
Doch damit nicht genug: Alle 18 Jahre droht neues Unheil. Dann erheben sich die Geister der einst besiegten Hunnen erneut und fallen über die Domstadt her.
Ein „Scharlachroter Rat“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Köln zu beschützen. Nicht immer gelingt das - verheerende Feuersbrünste und Zerstörungen waren mehrfach die Folge.
Zumeist jedoch gelingt es dem Rat, elf Jungfrauen zu finden, die zum Kampf geschult und am Stichtag bereitstehen - um den Hunnengeistern kräftig in ihr verlängertes Rückgrat zu treten. Dieses Mal allerdings fehlen zwei der Kämpferinnen. Eine kann Ausbilderin Una mit einer Ersatzjungfrau ausgleichen, doch Jungfrau Nummer elf? Da müssen Ursula und ihre Kameradinnen kreativ werden. In einer Kölner Kneipe spüren sie schließlich einen amerikanischen Fremdenführer auf, der - man glaubt es kaum - tatsächlich noch Jungfrau ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Kampf beginnt - doch als alles eskaliert, kommt es plötzlich zu einem unerwarteten Stillstand. Etwas - oder jemand - hat sich eingemischt. Und plötzlich stehen Ursula, Adam und Co. Gegnern gegenüber, gegen die selbst die Geister der Hunnen harmlos erscheinen…
Eichborn präsentiert mit diesem Roman eine Welt-Erstveröffentlichung. Der Text wurde bislang nicht auf Englisch publiziert - auch online findet sich keine Ankündigung einer bevorstehenden Veröffentlichung - und greift eine alte Sage aus Köln auf.
C. K. McDonnell hat sich beim Schreiben Unterstützung von seiner Frau geholt, und gemeinsam präsentieren sie uns eine temporeiche und äußerst humorvolle Achterbahnfahrt, die sich selbst nicht allzu ernstnimmt.
Anders als in McDonnells Solo-Romanen tritt die Gesellschaftskritik hier eher in den Hintergrund. Im Mittelpunkt steht ein rasant inszeniertes Abenteuer - und man merkt dem Text an, dass man großen Spaß beim Fabulieren hatten. Das Ergebnis liest sich entsprechend kurzweilig, auch wenn die innere Logik gelegentlich auf der Strecke bleibt. Die Figuren bleiben eher oberflächlich gezeichnet, alles ordnet sich dem Spannungsbogen unter.
Und genau dort hält man einige Überraschungen bereit: Seelenfresser, Tentakelmonster in der römischen Kanalisation Kölns, der weltbeste (und fieseste) Pistolenschütze, Dämonen - und ein waschechter Golem. Anleihen werden bei zahlreichen Sagen und Mythen genommen, wobei Köln als Handlungsort, wenn auch auf klassische Motive reduziert, dennoch liebevoll porträtiert wird.
So ist dies ein rasanter, unterhaltsamer Roman, bei dem die Zeit der Lektüre wie im Flug vergeht. Inhaltlich liegt der Fokus klar auf dem Abenteuer-Plot, tiefere Themen werden bewusst ausgespart - doch wer sich darauf einlässt, wird gut unterhalten.