Michael Marrak: Astrosapiens (Buch)

Michael Marrak
Astrosapiens
Die besten Erzählungen 3
Titelbild: Michael Hutter
Memoranda, 2025, Paperback, 346 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Michael Marrak ist eine Institution der deutschen Phantastik. Seine Werke - zumeist kürzere Erzählungen - werden regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet und legen eindrucksvoll Zeugnis davon ab, dass er eine ganz eigene Phantasie mit herausragenden stilistischen Fähigkeiten zu einem wundervollen Ganzen zu verbinden weiß. Dabei ist ihm der Zuspruch sowohl von Kollegen sowie Fachleuten als auch vom breiten Publikum gewiss.

Warum ein solch begnadeter Autor nicht längst bei einem der großen Konzernverlage als Zugpferd publiziert wird?

Das mag daran liegen, dass er sich ungern Zwängen unterwirft - seien es Vorgaben zu Textlänge, Inhalt oder Abgabe-Terminen. Insofern ist die gedeihliche Zusammenarbeit mit Hardy Kettlitz für beide Seiten eine echte Win-Win-Situation.

Im Frühjahr 2025 legt der Verlag nun den dritten Band mit gesammelten Geschichten Marraks vor. Für den Herbst ist außerdem eine Neuausgabe seines gefeierten Romans „Lord Gamma“ in Planung.

Wie gewohnt, hat Marrak im Anhang kurze Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte und Publikationshistorie der einzelnen Texte beigefügt. Doch wie immer sprechen die Erzählungen auch ganz für sich.

Stilistisch auf gewohnt hohem Niveau, bieten die diesmal enthaltenen acht Geschichten inhaltlich wie auch genre-technisch eine große Bandbreite: Einige beginnen im Hier und Jetzt, bevor sich etwas Unerklärliches, etwas Dunkles einschleicht. Andere sind klassische Science-Fiction-Storys - und auch der Horror kommt nicht zu kurz.

Welche Geschichten mir dieses Mal am besten gefallen haben? Keine einfache Frage - aber ich muss gestehen, dass ich diesmal die ebenso amüsante wie temporeiche SF-Story „Der Mann, der Räume glücklich machte“ besonders schätze. Marrak präsentiert uns hier vor der Kulisse eines hochtechnisierten Raumschiffs zwei Kollegen, die - allen äußerlichen Unterschieden ihrer Spezies zum Trotz - ihre persönliche Geltungssucht ausleben, sehr zum Leidwesen ihrer mechanischen Helferlein.

In „Krak Megalon“ führt der Autor uns zu einer Ausgrabung in Arabien - bei der mich deutliche Indiana-Jones-Vibes überkamen. Der Fund eines hermetisch abgeschotteten Kreuzfahrer-Grabes birgt für eine amerikanische Studentin, die als Fotografin dabei ist, unerwartete, drastische und unerhörte Entdeckungen über die Tempelritter, das Böse und die Gefahren, die von klerikalen Agenten, der Vergangenheit und der Wahrheit selbst ausgehen.

Bei beiden Geschichten könnte ich mir gut vorstellen, dass Marrak sie eines Tages zu Romanen ausweitet - Anknüpfungspunkte wären durchaus vorhanden: die Figuren sind klar gezeichnet, das Bedrohungsszenario liegt vielversprechend offen.

Den Abschluss bildet eine Geschichte, die später Eingang in seine letzte Roman-Veröffentlichung, „Kaskade“, fand - erschienen in zwei Paperbacks und (leider vergriffen) als signiertes Hardcover in einem Band.

Einmal mehr ein Buch, dem man Zeit widmen sollte. Die vielfältigen Beiträge eröffnen ganz unterschiedliche Sichtweisen, Abenteuer und Spannungsbögen - und dies alles auf sprachlich hohem Niveau.