Andreas Zwengel: Prototypen (Buch)

Andreas Zwengel
Prototypen
Titelbild: Jörg Jaroschewitz
VPH, Taschenbuch, 324 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Welt in einer nicht zu fernen Zukunft. Längst schon haben die Regierungen die wirkliche Macht an die Konzerne abgetreten. Diese bestimmen, was die Menschen tun dürfen, wie sie leben und welche Tätigkeiten sie ausführen.

LupoTek gehört zu diesen Konzernen. Einst produzierten sie Spielzeug, inzwischen sind sie ins Rohstoffgeschäft eingestiegen. Ihre Mine auf dem Mond versorgt die Erde mit Seltenen Erden und anderen wichtigen Rohstoffen. Dass die Arbeiter durch die Strahlung und die geringe Schwerkraft dauerhaft geschädigt werden - wen schert’s?

Um die Geheimhaltung kümmert sich eine eigene Abteilung innerhalb des Konzerns. Niemand darf wissen, dass LupoTek nicht nur in die Produktion von Androiden investiert hat - auch genetisch verbesserte Klone wurden produziert und müssen nun möglichst unauffällig vernichtet werden. Die Beweise müssen weg - nur geht das nicht ganz so einfach wie gedacht.

Ein ungewöhnliches Team (ein Hamburger Kommissar und ein Ex-Aufräumer des Konzerns) sorgt dafür, dass die Klone samt ihrer Schöpferin entkommen können. Doch so einfach lässt der Konzern die Beweise nicht fliehen… eine gnadenlose Jagd beginnt.


Andreas Zwengel hat in den vergangenen Jahren immer wieder packende Thriller vorgelegt. In der „Edition Adler“ innerhalb vom Verlag Peter Hopf erschien bereits ein Sammelband mit Kurzgeschichten. Nun legt der Verlag den neuesten Roman des Verfassers vor.

Und wo Zwengel draufsteht, da ist Zwengel drin.

Soll heißen, dass uns Lesende wieder ein Plot erwartet, der tempo- und actionreich in eine erschreckend realistisch wirkende Zukunft führt. Wir erleben das ja aktuell in den USA mit, wie sich Konzerne politische Macht kaufen, wie ihr Einfluss immer größer wird, während Freiheit und Solidarität der Bürger immer mehr beschnitten werden.

In einer solchen Welt sind die geschilderten Umstände und Vorkommnisse durchaus vorstellbar.

Vor dieser Kulisse hat Zwengel dann seine Figuren platziert. Im Zentrum stehen zwei ältere Männer - hier der dunkelhäutige frühere Mond-Arbeiter, der, um zu überleben, auf Medikamente angewiesen ist, die allein der Konzern ihm beschaffen kann. Insoweit ist seine ursprüngliche Motivation, hinter den Verbrechen des Konzerns aufzuräumen, gut nachvollziehbar; er ist als Figur glaubwürdig. Dass er zudem Mitleid mit den Opfern zeigt, macht ihn uns zusätzlich sympathisch.

Dazu gesellt sich der überall aneckende Kommissar; ein Mann, einsam und ein wenig aus der Zeit gefallen - er trinkt Alkohol, ja, raucht sogar! - und hat nichts mehr als sein Berufsethos. Sein Leben besteht im Grunde darin, seinen Job so zu machen, wie er ihn interpretiert. Das heißt, ganz untypisch, unbestechlich für das Recht einzutreten. Die Antipathie, die beide zunächst verbindet, ist aus dieser Konstellation heraus nachvollziehbar.

Der Plot nimmt dann immer mehr Fahrt auf: Erste Geheimnisse werden offenbart, ungewöhnliche Bündnisse geschmiedet - und dann entwickelt sich vor unserem inneren Auge ein Kino-Blockbuster mit angreifenden Hubschraubern, Explosionen, perversen Söldnern etc.; Action-Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

So ist dies erneut ein Buch, das uns an die Seiten fesselt - wunderbar geeignet, um uns im Freibad oder auf einer langen Zugfahrt zu unterhalten.