Paprika (BD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 06. Mai 2025 08:02

Paprika
J 2006, Regie: Satoshi Kon
Rezension von Elmar Huber
Eine kleine Forschungsgruppe hat den DC Mini entwickelt, ein Gerät, das es Psychotherapeuten erlauben soll, die Träume ihrer Patienten aufzuzeichnen und sogar in diese einzudringen, um dort gegebenenfalls psychische Konflikte aufzulösen. Obwohl sich der DC Mini noch in einem Versuchsstadium befindet, benutzt Atsuko Chiba das Gerät bereits, um ihren Patienten zu helfen.
In den Träumen agiert die zugeknöpfte Atsuko als ihr deutlich leichtfüßigeres Alter Ego Paprika. Dann wird ein Prototyp des DC Mini gestohlen und Menschen in ihren Träumen zum Negativen manipuliert, bis hin zum Selbstmord.
Gemeinsam mit dem Polizeibeamten Toshimi Konakawa gilt es für das Dreierteam der DC ´-Mini-Entwickler nun, den Dieb zu finden, bevor er noch größeren Schaden anrichten kann. Immer wieder müssen die Verfolger zwischen Realitäts- und Traumeben wechseln, wobei diese Bereiche mehr und mehr verschwimmen und Einfluss aufeinander nehmen.
Um die 2000er Jahre hat es Regisseur und Drehbuchautor Satashi Kon mit dem verstörenden Thriller „Perfect Blue“, aber auch mit „Millennium Actress“ und eben „Paprika“ geschafft, den Anime auch im Westen einem erwachsenen Publikum schmackhaft zu machen.
Während die Wechsel zwischen realer und eingebildeter Welt in „Perfect Blue“ noch sehr subtil daherkommen, ist es in „Paprika“ unübersehbar, wann sich die Protagonisten, allen voran Paprika, in der Traumebene befinden. Es beginnt mit Korridoren, die sich in eine unmögliche Länge ziehen und sich komplett verformen, bis hin zum Finale, in dem sich riesenhafte Gestalten Kaiju-like zwischen den Gebäuden der Stadt gegenüberstehen.
Zumindest die gemäßigte Variante der Traumwelt wird neben der Grundidee immer wieder als Inspiration für Christopher Nolens „Inception“ genannt.
Dabei setzt Satoshi Kon nicht auf pure Überwältiung. Immer wieder kommt es im Lauf der Verfolgung zu ruhigen Momenten, die auch Raum für eine kleine aber zu Herzen gehende Romanze innerhalb des Forschungsteams lassen. Außerdem gelingt es nahezu durchgehend, die Spannung, die sich aus dem Krimi-Plot ergibt, aufrechtzuerhalten und dort noch einige Überraschungsmomente zu liefern.
Bewusst konterkariert werden diese geerdeten Elemente von einem immer wieder plötzlich einsetzenden und grandios musikalisch begleiteten Tohuwabohu; eine immer irrer werdende, überbordende „Traumparade“, die mit unfassbar vielen durchdachten Kleinigkeiten auch wieder Anknüpfungspunkte an das Geschehen in der realen Welt liefert.
Insgesamt hat Satoshi Kon mit „Paprika“ einen ebenso wilden, wie gut konstruierten Genre-Mix geschaffen, der vielleicht für westliche Sehgewohnheiten zum Ende hin heillos ausufert, insgesamt aber ein beeindruckendes Seherlebnis bietet.
Plaion Pictures/KSM Anime hat dem Film nun eine Steelbook-Veröffentlichung inklusive 4K UHD und BD angedeihen lassen. Darüberhinaus sind zahlreiche Extras, Featurettes, Interviews, Storyboard-Vergleiche, Audiokommentar an Bord.