Skyler Red: 6 Tage Sexurlaub (Buch)

Skyler Red
6 Tage Sexurlaub
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 142 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Sehr freizügig gibt die Autorin mit dem Pseudonym Skyler Red von sich preis, dass sie aus ihrer Ehe ausgebrochen ist, um ihre Lust auszuleben und Dinge zu probieren, die ihr sonst nicht möglich gewesen wären. In ihrem Erstling bei Blue Panther Books, „Sexuelles Erwachen“, vermischt sie nach eigener Aussage Phantasie und persönliche Erfahrungen, was vermutlich auch auf „6 Tage Sexurlaub“ zutrifft.


Valerie kehrt nach sechs Monaten Arbeit in Kanada nach Hause zurück. Für diesen Zeitraum hat sie ihr Heim an ein Rentnerpaar vermietet, das wegen eines Wohnungsbrandes vorübergehend eine Bleibe benötigte. Der Frust ist groß, denn die Leute sind immer noch da, weil die Sanierung erst in einer Woche abgeschlossen sein wird. Freundin Marie beruhigt Valerie und empfiehlt ihr, diese Tage in einem exklusiven Sex-Hotel zu verbringen, das für jene Gäste völlig gratis ist, die sich verpflichten, an einer bestimmten Anzahl von organisierten Spielen teilzunehmen.

Nach anfänglichem Zögern lässt sich Valerie darauf ein und stellt schnell fest, dass sie diese Entscheidung nicht bereut, ganz im Gegenteil. Mangels geeigneter Partner sehr ausgehungert, erkundet sie die entsprechenden Räumlichkeiten, schreibt sich für das eine oder andere Spiel ein, lässt sich auf spontanen Sex ein, probiert neue Praktiken aus mit Frau und Mann, sei es in einem gläsernen Schwimmbereich, im Darkroom, als Zimmermädchen - für praktisch jede Neigung findet sich das Passende.


Das Hauptthema ist tatsächlich der Aufenthalt im Sex-Hotel. Über die deftigen Beschreibungen hinaus, was man dort erleben kann und wie sehr Valerie die neuen Erfahrungen genießt, gibt es keine wirkliche Handlung. Die Protagonistin entwickelt sich, von der Entdeckung neuer Sex-Praktiken einmal abgesehen, nicht weiter, verliebt sich nicht, findet keinen Partner - es sei denn, man zählt Marie mit, die ihren unbefriedigenden Freund am Ende in den Wind schießt und das, was ihr erzählt wurde, auch erleben möchte, mit Valerie, nächstes Mal.

Obschon der Roman flüssig geschrieben ist und man ihn auf einen Rutsch durchliest, hat er sonst nicht viel zu bieten. Es ist eine reine Aufzählung dessen, was man im Hotel ausprobieren kann. Um diesen Kernpunkt geschmackvoll darzubieten, sind die Gäste ausnahmslos jung oder im besten Alter, attraktiv, wohlsituiert, gebildet, gepflegt und natürlich „dauergeil“. Ein Nein muss akzeptiert werden, anderenfalls wird man vor die Tür gesetzt.

Entsprechend groß ist der Kontrast zum Rentnerpaar, typische Tattergreise, die als selbstsüchtige Schmarotzer dargestellt werden: „Diese Generation denkt, die Welt würde allein ihnen gehören[,] und nur sie hätten auf alles und jeden Anspruch. Die lassen sich nicht verdrängen, auch wenn sie im Unrecht sind. (…) Sie setzen sich über alles hinweg, bis an die Grenzen des Gesetzes.“ (Seite 6) Und das ist nicht die einzige Stelle, die man in diesem Buch unter „Altersrassismus“ verbuchen kann.
Entweder hat die Autorin noch nie ein Haus gebaut respektive auf Handwerker gewartet, weshalb sie nicht weiß, was alles passieren kann, um Termine platzen zu lassen, denn keiner bleibt, wie in diesem Fall impliziert, freiwillig in einer fremden Wohnung, oder sie hat sich gegen ältere Menschen - Jung gegen Alt wird schon länger gegeneinander ausgespielt - aufhetzen lassen, vergessend, dass auch sie in absehbarer Zeit zu denen gehören wird, die den „Ewig-jung-und-knusprig-Fetisch“ nicht mehr erfüllen.

Flüssig geschrieben auf der Plus-Seite, aber eine reine Aufzählung von heftigen Praktiken ohne Fortentwicklung/Steigerung und romantischen Gefühlen sowie Reiten auf der Jung-gegen-Alt-Welle als Minus.