John Sinclair 2114: Carnegras Brut, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 2114
Carnegras Brut (1/2)
Ian Rolf Hill
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2019, eBook, 1,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Ein Handy-Video, das John Sinclairs Freund Bill Conolly aus Bulgarien zugespielt wurde, versetzt den Oberinspektor und seine Freunde in höchsten Alarmzustand. Auf der Aufnahme ist kurz, aber eindeutig ein Mantikor zu sehen. Der Geisterjäger wittert eine Chance, dort endlich mit diesen Monstern, ihrer Mutter Carnegra und vielleicht sogar dem Dämon Phorkys endgültig aufzuräumen. Geneinsam mit Suko und den Conollys schließt er sich der Gruppe um den Krypto-Zoologen Garfield Burnell an, die ebenfalls auf der Suche nach dem geheimnisvollen Tier sind.

 

Die Rückkehr von Carnegra und ihren ‚Kindern‘, den Mantikoren, wird täuschend friedlich und stimmungsvoll eingeleitet, sodass man direkt Lust bekommt, eine Fahrt mit der beschriebenen Rhodopen-Schmalspurbahn zu unternehmen. Parallel schildert Ian Rolf Hill die Ereignisse in einem nahen ‚Altersheim‘ für Tanzbären, die ein bekanntlich unschönes Dasein fristen und dort in Frieden ihren Lebensabend verbringen sollen. Nur dass sich einer der Bären plötzlich gar nicht mehr so friedlich wie gewohnt verhält. Der Autor lässt sich Zeit, Atmosphäre aufzubauen und liefert beinah unbemerkt schon einige Puzzleteile, die der findige Leser zusammensetzen kann.

Auch die Handlung in London ist einnehmend geschildert. Ein entspanntes Abendessen unter Freunden wird durch eine falsche Bemerkung zum Pulverfass und kann nicht wieder ganz aufgelöst werden, bevor es für das Team Sinclair losgeht nach Bulgarien. Dort gestaltet sich die Gruppe um John, Suko, Bill und Sheila so groß und divers - auch Morgana Layton schickt zwei Leute -, dass die Geisterjäger Mühe haben, alle im Auge zu behalten. Jeder könnte eines von Carnegras Kindern sein, die die Fähigkeit zur Gestaltwandlung besitzen, zumal John Sinclairs Kreuz schwarzmagische Aktivität anzeigt.

Es werden also diverse Spannungsfäden gezogen, und selbst bei den leisen Momenten scharrt man als Leser mit den Hufen, da sich diese wie die Ruhe vor dem Sturm anfühlen.

Der Roman vereint ein treffsicheres Gespür für Atmosphäre, Spannung und Zwischentöne. Das Zusammenspiel des Geschehens an verschiedenen Schauplätzen baut einen soliden, übergreifenden Spannungsbogen auf, der im Cliffhanger zu Teil 2 seinen Höhepunkt findet.