Alyson Noël: Das Mädchen im Licht – Riley 1 (Buch)

Alyson Noël
Das Mädchen im Licht
Riley 1
(Radiance, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Laszlo
Titelgestaltung von UNO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von plainpicture/Millenium/Kris Seraphin, plainpicture/Arcangel, FinePic
Autorenfoto von Nancy Villere
Page & Turner, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 190 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-442-20383-3

Von Irene Salzmann

Bei einem tragischen Autounfall verlieren Riley Bloom, ihre Eltern und der Hund Buttercup ihr Leben; allein Ever, Rileys ältere Schwester, erwacht aus dem Koma. Als sie alle eine Brücke erreichen und die Eltern und Buttercup ihren Weg fortsetzen, kehrt Ever um. Riley ist unentschlossen: Wem soll sie folgen? Den Eltern, die bestimmt wissen, was das Beste ist? Oder Ever, die gewiss etwas ‚Cooles‘ vorhat?

Infolge bleibt Riley zwischen den Welten und besucht als Geist regelmäßig Ever, bis ihr klar wird, dass diese Form der Existenz nicht wirklich befriedigend ist. Aber auch das Weiterkommen bietet nicht das, was sich eine Zwölfjährige, die noch gar nichts von ihrem Leben hatte, wünscht. Es ist zwar ganz schön, alles manifestiere zu können, was man sich wünscht – modische Klamotten, Schmuck, Geld –, doch das ersetzt nicht das Versäumte. Zu allem Überfluss soll Riley im ‚Hier und Jetzt‘ eine Art Schule besuchen und alles lernen, was wichtig für dieses Dasein ist. Im Gegensatz zu den Jugendlichen, denen sie begegnet, fühlt sie sich an diesem Ort deplatziert, und als man sie vor den Rat zitiert, wird ihr richtig mulmig. Jeder kennt ihre kleinen und großen Geheimnisse und kann sogar ihre Gedanken lesen – wie peinlich! Doch man macht ihr Hoffnung: Riley soll zum ‚Fänger‘ ausgebildet werden und Seelen, die ihr altes Leben nicht loslassen wollen, davon überzeugen, die Brücke zu überqueren und sich weiter zu entwickeln. Dank dieser Aufgabe darf sie regelmäßig auf die Erde, wenn auch als Geist. Zu ihrem Begleiter wird Bodhi bestimmt, den sie für einen Loser hält und der sie bei ihrer ersten Aufgabe, dem ‚Radiant Boy‘, der schon ewig in einem Schloss spukt und an dem selbst erfahrene Fänger scheiterten, prompt auflaufen lässt...

„Riley“ ist ein Spin Off der erfolgreichen „Evermore“-Serie und schildert das Schicksal der jüngeren Schwester, die eingangs noch eine größere Rolle in der anderen Reihe innehatte, dann jedoch aus der Handlung geschrieben wurde. Jetzt endlich erfährt man, warum sie sich kaum noch bei Ever blicken lässt. Wer jedoch erwartete, „Riley“ würde dem Pfad folgen, den „Evermore“ einschlug, der sieht sich getäuscht. Nicht die Mysterien der Unsterblichen werden beschrieben – Ever wird bloß namentlich erwähnt –, sondern die der Geister. Alison Noël lässt ihre Leser einen Blick ins Jenseits werfen, das in ihrer Vorstellung ein lichter Ort ohne jegliche Schrecknisse ist, an dem die Verstorbenen all das nachholen können, wofür sie in ihrem Leben keine Zeit hatten.

Aber nicht jeder ist mit seiner neuen Existenz einverstanden: So mancher Geist bleibt auf der Erde, woraufhin ein Fänger, der ebenfalls noch eine starke Verbundenheit zu seinem einstigen Leben verspürt, ausgesandt wird, um die Seele in eine bessere Welt zu führen. Das soll von nun an Rileys Job sein, und sie bekommt es gleich mit einem sehr starken Geist, dem Radiant Boy, zu tun, sowie mit einer Seele, die zu erlösen Bodhis Aufgabe ist. Notgedrungen raufen sich die beiden zusammen, um ihre Jobs erledigen zu können, doch für eine Romanze reicht das noch lange nicht. Riley ist erst 12 Jahre alt, was man nicht vergessen sollte! Infolge halten sich die Spukszenen ebenfalls in Grenzen, damit sich auch jüngere Leserinnen und Leser nicht allzu sehr gruseln müssen oder gar Probleme bekommen, das unbequeme Thema – das Sterben – zu verarbeiten.

Riley erzählt, wie es nach dem Tod für sie weiterging, was sie im Hier und Jetzt erlebt und wie sie sich als Fängerin bewährt. Sie redet und redet, kommentiert und lästert, und so dauert es eine ganze Weile, bis etwas passiert, woraufhin schnell unkomplizierte Lösungen gefunden werden. Der Roman fällt mit nicht einmal 200 Seiten, einer augenfreundlichen Schrifttype und einem großzügigen Layout tatsächlich recht dünn und handlungsarm aus.

Misst man „Riley“ an „Evermore“, dürfte man etwas enttäuscht sein, selbst wenn man keine Romantic-Mystery-Serie erwartet hat. Der Inhalt spricht eher ein jüngeres Publikum im Alter von 12 bis 15 Jahre an, das sich mit der Titelheldin identifizieren kann und dem Titel wie „Dark Academy“, „House of Night“ oder „Twilight“ doch noch etwas zu umfangreich und gruselig sind.