Jennifer Estep: Crashing Stars (Buch)

Jennifer Estep
Crashing Stars
(Only Bad Options, 2022)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Piper, 2024, Paperback, 448 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vesper Quill arbeitet als eine der vielen Labortechnikerinnen bei Kent Corp., einem der größten interstellaren Konzerne. Dass kaum jemand sie kennt oder wahrnimmt, ist der jungen Frau gerade recht. Ausgestattet mit einer Gabe, manches Mal Ereignisse vorherzusehen und ihrem fotografischen Gedächtnis, untersucht sie im Auftrag ihres Arbeitgebers Produkte und Unfälle, die durch Gebrauch von Produkten des Konzerns passieren.

Ihr Leben ändert sich grundlegend, als sie einen bedeutenden Konstruktionsfehler in den Raumschiffen des Unternehmens entdeckt.

Nun könnte man ja annehmen, dass man bei einer solchen Entdeckung, die das Potential hat, Menschenleben zu retten und der Corp. Hilft Schadenseratzsansprüche in Millionenhöhe zu vermeiden, befördert wird - doch weit gefehlt!

Anstatt belobigt zu werden, sieht sich Vesper tödlichen Bedrohungen durch den Konzern ausgesetzt, der seine Geheimnisse um jeden Preis schützen will.

Auftritt Kyrion Calderen, ein, nein der bekannteste, effizienteste und gefürchtetste Elitekrieger, Anführer der legendären Arrows. Eigentlich will er Vesper töten, doch irgendwie ist er der Auffassung, dass sie beide etwas Tiefes verbindet, dass ihre Schicksale verknüpft sind. Nicht, dass Vesper sich beschweren würde, doch vertrauen kann sie ihm auch nicht - vielleicht auch, weil er der einzige Garant für ihr Überleben ist.

Gemeinsam navigieren sie durch tückische Gewässer voller Gefahren, Täuschungen und unausgesprochener Spannungen - immer verfolgt und bedroht. Der sich abzeichnende Verrat gründet in den höchsten Posten des Imperiums und der Corporation.

Nach und nach decken sie die Geheimnisse, den Betrug und die Intrigen auf, machen sich immer mächtigere Feinde und haben schließlich fast nur noch sich selbst. Mit Vespers Einfallsreichtum und Kyrions Kampferfahrung sowie ihrer wachsenden Verbundenheit könnten sie das Unvorstellbare vielleicht wahr werden lassen und im Kampf gegen ihre übermächtigen Gegner bestehen - vielleicht…


Jennifer Estep ist uns als Bestseller-Autorin insbesondere durch ihre Urban-Fantasy-Reihe um die Elemental Aassassins und die „Splitterkrone“- beziehungsweise „Gargoyle Queen“-Serien ein Begriff. Mit diesen Werken hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben und sich einen Platz auf der „Spiegel“-Bestsellerliste gesichert.

Immer wieder einmal wendet sie sich anderen Sub-Genres zu. Da entführt sie ihre Rezipienten in die Superhelden-Welten oder, wie vorliegend, in die Weiten des Alls. Allerdings bleibt sie sich auch bei diesem Roman treu. Die Vision ihrer Zukunft ersetzt die Königreiche der archaischen Settings durch allmächtige Herrscher und Konzerne - ansonsten ändert sie von dem zugrundeliegenden Plot wenig.

Wer nun aber erwartet, dass Estep sich auf die Romantik konzentriert, der sieht sich getäuscht. Sie präsentiert uns zwei Hauptfiguren, die ihr Päcklein mit sich herumtragen, die während des Romans ihre eigenen Ängste aufarbeiten, ihre Vergangenheit akzeptieren, ihr Handeln hinterfragen müssen. Diesen Prozess hat die Verfasserin sehr überzeugend ausgearbeitet.

Nicht ganz so gut gefallen hat mir die Darstellung der zukünftigen Welt und die Kämpfe darin. Das wirkte so manches Mal auf mich eher wie ein Fremdkörper in der Charakter-Entwicklung, trug überraschend wenig zur Spannung bei. Da bin ich von Estep doch deutlich packendere Darstellungen gewohnt.

Wie bereits angedeutet, ist die Liebesgeschichte eher dezent ausgeführt, die Charakter-Entwicklung dagegen überzeugend und interessant. Schwächen hat der Roman beim Setting und den Action-Szenen, die für meinen Geschmack nicht ganz stimmig ausfielen.