Vincent Voss & Constantin Dupien: Das Vermächtnis: Ruf der Dunkelheit (Buch)

Vincent Voss & Constantin Dupien
Das Vermächtnis: Ruf der Dunkelheit
Nectu, 2023, Hardcover, 194 Seiten, 22,99 EUR

Rezension von Andreas Flögel

Mit „Das Vermächtnis: Ruf der Dunkelheit“ haben Vincent Voss und Constantin Dupien einen atmosphärisch dichten Horror-Roman vorgelegt, der den Leser mitten in die Schrecken des Ersten Weltkriegs versetzt. Das Setting der zermürbenden Kämpfe in den Schützengräben von Flandern ist meisterhaft gewählt und lässt einen die Tragik und Sinnlosigkeit des Krieges hautnah miterleben.

Die erdrückende Stimmung in den Gräben und das grenzenlose Leid des Krieges werden gelungen eingefangen. Allerdings wirken die Kampfhandlungen auf mich oft wie gewöhnliche Feuergefechte ohne die dazugehörige Intensität und Bedrohung.

Die Perspektive des Romans wechselt in kurzen Kapiteln von der englischen zur deutschen Seite und zurück. Der Leser kann so der Entwicklung von beiden Seiten folgen und es entsteht zusätzliche Spannung. Dies hat mir sehr gut gefallen.

Die Autoren gehen noch einen Schritt weiter, indem sie eine uralte, böse Macht ins Spiel bringen, die durch die Gräuel des Gemetzels erwacht und die Soldaten beider Seiten heimsucht. Diese übernatürliche Bedrohung verleiht der ohnehin schon angsteinflößenden Kulisse eine zusätzliche schaurige Dimension.

Diese habe ich gerade bei den ersten Auftritten dieser Macht als besonders furchteinflößend gefunden. Die dort beschriebene gegenstandslose Schwärze und die Ohnmacht der Protagonisten gegenüber dieser unbekannten, mysteriösen Kraft haben mich wirklich gefesselt. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass dies im weiteren Verlauf eher etwas abgeschwächt und verwässert wurde, als dann von einem „Blutsäufer“ die Rede war und diese Macht immer mehr körperliche und allgemein monsterähnliche Züge annahm.

Die Handlung ist in einen in der Gegenwart spielenden Rahmen eingebettet, das Auffinden der Tagebuch-Aufzeichnungen eines der Protagonisten. Die Autoren nutzen dies am Ende, um ein Weiterbestehen der dunklen Macht auch in heutiger Zeit anzudeuten. Generell fand ich diese Teile aber eher schwächer und aus dem Rahmen fallend.

Somit ist der Roman zwar meines Erachtens mit Recht von Radioplanet mit dem Planet Award 2023 ausgezeichnet worden und steht aktuell auf der Shortlist des Vincent Preises, es bleibt aber dennoch ein wenig Luft nach oben. Vielleicht für die nächste Zusammenarbeit der Autoren?