Spice & Wolf 1 (Comic)

Spice & Wolf 1
(Ookami to Koushinryou Vol. 1, 2008)
Story: Isuna Hasekura
Charakterdesign: Ju Ayakura
Artwork: Keito Koume
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Panini, 2011, Taschenbuch, 180 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-86201-115-5

Von Irene Salzmann

Wenig ist über die Künstler bekannt, die an „Spice & Wolf“ mitwirken. Isuna Hasekura, der Autor, hat außer dem Manga eine gleichnamige, 16-teilige Novel-Reihe erschaffen, sowie eine dritte, davon unabhängige Serie, „Billionaire Girl“. Von Ju Ayakura ist bekannt, dass er am 7. Dezember 1981 in Kyoto geboren wurde. Er lieferte das Charakterdesign für „Spice & Wolf“ und hat darüberhinaus den Oneshot „Ko Mori Uta“ gezeichnet. Keito Koume ist eine Künstlerin, die mehrere Doujinshi der Genres Girls Love, Hentai und Lolicon veröffentlichte, unter anderem zu „Code Geass“ und „Strike Witches“. Auch ihre professionellen Publikationen sind an reifere Leser adressiert und bewegen sich weitgehend in diesen Bereichen.

Lawrence ist ein fahrender Händler, dessen Geschäfte gut gehen, da er ehrlich ist und sich ordentliche Geschäftspartner aussucht. Eigentlich wollte er in dem kleinen Dorf Pasloe seine Waren verkaufen, aber da dort gerade das Erntefest gefeiert wird, eine heidnische Tradition, die die Kirche ungern sieht, und Gäste während dieser Tage unwillkommen sind, zieht er weiter. Als er in der Nacht sein Lager aufschlägt, entdeckt er, dass er einen blinden Passagier im Wagen hat: ein Mädchen mit Wolfsohren und –schwanz. Sie stellt sich als Holo, die Erntegottheit von Pasloe, vor und erzählt dem staunenden jungen Mann, dass sie lange Jahre an den Weizen des Dorfs und an ihr Versprechen, für eine gute Ernte zu sorgen, gebunden war. Doch nun brauchen die Menschen sie nicht mehr, erinnern sich nicht einmal mehr an sie, darum möchte sie ein wenig reisen und in ihre Heimat im Norden zurückkehren. Der Weizen, den Lawrence mit sich führte, ermöglichte es ihr, das Dorf zu verlassen, und solange etwas davon da ist, kann sie in dieser Gestalt – getarnt mit einem Kapuzenumhang – bei ihrem neuen Freund bleiben.

Gemeinsam setzen die beiden den Weg fort und gelangen nach Pazzio, wo Lawrence einer interessanten Angelegenheit nachgehen will. Ein Händler namens Zheren erzählte ihm, dass geplant ist, eine neue Münze mit höherem Silbergehalt einzuführen, und schlug eine Partnerschaft vor, um gemeinsam aus diesem Wissen Gewinn zu ziehen. Weiz, ein Münzhändler, dem Lawrence vertraut, hat jedoch nichts davon gehört. Holo entdeckt etwas, und Lawrence fragt sich nun, warum Zheren ihn hereingelegt hat und was wirklich hinter der Geschichte steckt...

„Spice & Wolf“ entführt in ein Fantasy-Land, das an das europäische oder amerikanische 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert erinnert, obwohl auch mittelalterlich anmutende Ritter und Mönche darin vorkommen. Könige regieren das Land, Adlige und Kaufmänner die großen Städte. Die Kirche nimmt nicht unerheblichen Einfluss auf das Leben der Menschen, die sich einige heidnische Bräuche bewahrt haben – und wie lebendig diese noch sind, beweist das Auftauchen des Wolfsmädchens Holo, die einst als Erntegottheit verehrt wurde, bevor sie in Vergessenheit geriet. Ritter sorgen für Ruhe und Ordnung, vor allem wenn die Kirche gegen heidnische Riten wettert.

Vor diesem Hintergrund geht Lawrence seinen Geschäften nach, nun begleitet von Holo, die ihre wahre Identität vor den Menschen verbergen muss, um keine Hexenjagd auszulösen. Man darf gespannt sein, wie lange sie ihr Geheimnis wahren kann. Aber auch von den Weizenkörnern, die sie bei sich trägt, hängt viel ab: Gehen sie verloren, wird Holo verschwinden. Da für Holo, die jahrhundertelang an das Dorf Pasloe gebunden war, die Welt der Menschen, wie sie sich ihr präsentiert, fremd ist, erklärt Lawrence ihr viele Dinge, so dass der Leser auf unaufdringliche Weise das Leben in diesem Land kennenlernt, von Traditionen und den Geschäften der Händler erfährt. Vieles – beispielsweise der tatsächliche und der Nennwert einer Münze – war und ist auch heute ein wesentlicher Aspekt der Handelsbeziehungen verschiedener Länder.

Bislang kommt die Geschichte ohne Action und viel Magie aus. Sie wirkt eher wie ein Historical, das auf einen ausgefeilten Hintergrund und interessante, glaubwürdige Charaktere setzt. Sowohl eine Prise Humor – Holos Freude an gutem Essen ist schon ein Running Gag – als auch ein Hauch Erotik – die Hauptfiguren sind auch nackt zu sehen, und eine Romanze hängt in der Luft – fließen mit ein.

Ein echtes Highlight sind die zarten, klaren Illustrationen. Die detailreichen Landschaftsbilder, aber auch die Zeichnungen von Gebäuden und Interieur laden zum längeren Betrachten ein. Die Figuren werden relativ realistisch dargestellt und gefallen ebenfalls. Die Illustrationen bilden mit der nachvollziehbaren Story eine gelungene Einheit.

Wenn die weiteren Bände – in Japan liegen fünf Tankobons vor; die Serie ist noch nicht abgeschlossen – halten, was dieser Auftakt verspricht, dann hat Panini wieder einen überaus reizvollen Titel für reifere Leser und Leserinnen im Programm.