Sue Lynn Tan: Die Tochter der Mondgöttin (Buch)

Sue Lynn Tan
Die Tochter der Mondgöttin
Die Tochter der Mondgöttin 1
(Daughter of the Moon Goddess, 2022)
Carlsen, 2023, Paperback, 544 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

In den letzten Jahrzehnten hat die Begeisterung für Mangas und Manwhas dafür gesorgt, dass fernöstliche Mythen und Settings immer mehr angenommen werden, auch und vor allem in der Fantasy. Und so nutzt die in Malaysia geborene, heute in Hongkong lebende Autorin Sue Lynn Tan, die in London und Frankreich studiert hat, auch die chinesischen Sagen für ihre Dilogie, wie sie bereits im ersten Band „Die Tochter der Mondgöttin“ beweist.


Lange Jahre hat Xingyin nur mit ihrer Mutter und deren Dienerin auf dem Mond gelebt, doch erst als sie anfängt, erwachsen zu werden, erfährt sie, dass der schöne Palast eigentlich ein Gefängnis und sie in Gefahr ist. Deshalb muss sie fliehen, als ihre Magie erwacht. Doch sie nimmt sich vor, zurückzukommen.

Ihr Ziel ist ausgerechnet der Himmlische Palast. Dort will sie dem Kaiser nahekommen und sich beweisen, um ihre Mutter zu befreien. Sie schafft es die Lerngefährtin des Kronprinzen zu werden, doch damit fangen die Schwierigkeiten erst an, denn sie steckt bald inmitten der Intrigen…


Die farbenprächtige Geschichte bedient sich tatsächlich der reichhaltigen chinesischen Mythologie, um eine spannende Geschichte um eine Heldin zu erzählen, die zwar zu einer starken Frau heranwächst, aber dennoch immer wieder auch einmal auf die Hilfe ihrer Freunde vertrauen muss, um ihren Weg zu gehen. Dabei kommt - wie so oft in diesen Geschichten - natürlich die Liebe nicht zu kurz, denn im entsprechenden Alter steht sie natürlich zwischen zwei Männern.

Doch glücklicherweise bleibt die Romantik weitestgehend im Hintergrund, denn das Abenteuer und die Heldenreise von Xingyin stehen im Vordergrund, muss die halbwüchsige Jugendliche doch jede Menge lernen, um am Ende eine starke und entschlossene Frau zu werden, die ihr Ziel erreicht. Und tatsächlich stellt sie ihre Versprechen erst einmal über ihre Gefühle.

Mit viel Liebe zum Detail, einigen überraschenden Wendungen und facettenreichen Beschreibungen, erzählt Sue Lynn Tan ihre Geschichte, die auf keiner Seite langweilig wird, da Wendungen die Karten immer wieder neu mischen.

Die Figuren sind facettenreich gestaltet, auch wenn sie natürlich ihrer Aufgabe in der Geschichte entsprechend gestaltet sind und am Ende die Rollen einnehmen, die man von ihnen erwartet. Der Hintergrund ist atmosphärisch ausgearbeitet, man wird aber auch nicht mit Beschreibungen erschlagen. Und die Mythologie kommt auch nicht zu kurz, dient als Grundlage vieler kleiner Abenteuer und Prüfungen.

Zudem hat das Buch ein vorläufiges Ende, auch wenn natürlich klar ist, dass gewisse Dinge noch geklärt und der große Konflikt erst noch ausgefochten werden müssen. Dennoch bleibt man als Leser zufrieden zurück, da es keinen Cliffhanger in dem Sinne gibt.

„Die Tochter der Mondgöttin“ ist ein unterhaltsamer Fantasy-Roman, der durch seine Gewichtung durchaus auch Genre-Fans ansprechen kann. Denn das actionreiche Abenteuer und die farbenprächtige, exotische Welt stehen nicht hinter der romantischen Geschichte zurück, wie es oft bei anderen Young-Adult- Geschichten der Fall ist, sondern bekommen genug Raum.