Adrian Vogler: Der kalifornische Fluch - Charlie Chan in Hollywood (Buch)

Adrian Vogler
Der kalifornische Fluch - Charlie Chan in Hollywood
Der neue Charlie-Chan-Kanon 2
2024, Hardcover, 488 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Zu den großen fiktiven amerikanischen Detektiven der 1920er und 1930er Jahre gehört Charlie Chan, der den meisten älteren Lesern am Ehesten noch durch die Verfilmungen vertraut ist, die früher im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Waren die Originalromane noch in einer eher fiktiven Welt angesiedelt, erlaubt sich Adrian Vogler nach dem Fall des Autoren-Copyright den Detektiv nun, ihn unserer Realität anzusiedeln, was viele neue Möglichkeiten bietet.


Im Jahr 1924 stirbt der Filmpionier und Drehbuchautor Thomas H. Ince aus ungeklärten Gründen auf der Jacht von Medienmogul Hearst. Sein Tod wird nie wirklich aufgeklärt und bleibt ein Rätsel; bis ein alter Bekannter Charlie Chan bittet, sich des Falles anzunehmen, gibt es doch scheinbar neue Hinweise.

Der Detektiv mit chinesischen Wurzeln reist daher von Honolulu nach Hollywood und beginnt inmitten der Filmkulissen zu recherchieren. Wie brisant seine Arbeit ist, zeigt sich schon bald, denn jemand versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass er der Wahrheit auf die Spur kommt und schreckt auch nicht vor Mord zurück.


In seiner Geschichte schöpft der Autor aus dem Vollen. Auf der einen Seite bietet er einen Detektiv-Roman, wie man ihn sich besser nicht vorstellen kann und kommt der klassischen Figur dabei so nahe wie möglich, aber erlaubt sich auch, ihn zu modernisieren. Kennt man nur die alten Streifen, fällt durchaus auf, dass er sehr gebildet und gehoben spricht und nicht radebrecht. Zudem ist eine Tochter an seiner Seite, die mit ihrer Begeisterung für die Film-Industrie punkten kann und oftmals durch ihre Intuition den Fall weiterbringt.

Zu den Beiden gesellen sich historische Persönlichkeiten, die zu dieser Zeit einen gewissen Ruf und Ruhm in Hollywood hatten; neben Hearst und Manciewicz, darf auch ein gewisser Orson Welles eine erstaunlich aktive Rolle spielen. Hier fällt auf, dass der Autor ausgezeichnet recherchiert hat, wodurch die Charaktere regelrecht zum Leben erwachen. Das Kopfkino bekommt jedenfalls viel zu tun, als sich nach und nach die Zusammenhänge entfalten, die die Chans nicht nur an den Lake Tahoe, sondern auch nach Savannah entführen.

Die Geschichte lebt durch eine abwechslungsreiche Handlung, die immer wieder mit neuen Enthüllungen und Verbindungen überrascht, Figuren und Hintergrund lebendig werden lässt und am Ende eine angemessene Auflösung findet. Es gibt in der Geschichte absolut keine Längen, so dass man fast schon bedauert, wenn das Ende erreicht ist.

Ergänzt wird das Ganze durch einen umfangreichen Anhang mit zum Roman selbst gehörenden Texten und Informationen zu den historischen Personen, der Film-Industrie Hollywoods bis zum Beginn der 1940er Jahre und Charlie Chan selbst.

„Der kalifornische Fluch - Charlie Chan in Hollywood“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Krimi, der von Anfang bis Ende seine Spannung und Stimmung hält. Dem Autor Adrian Vogler gelingt es im zweiten Band von „Der neue Charlie-Chan-Kanon“ zu beweisen, dass diese Figur es verdient, nicht vergessen zu werden, sondern eine Version zu erhalten, die den Geist der Vorlage gelungen in die Moderne trägt und dabei auch spannende historische Einblicke geben kann, wie in diesem Fall in die amerikanische Film-Industrie.