Torsten Scheib (Hrsg.): New Dodge (Buch)

Torsten Scheib (Hrsg.)
New Dodge
Titelbild: Arndt Drechsler-Zakrzewski
Leseratten, 2023, Taschenbuch, 350 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der Begriff Space Opera bezeichnete lange Zeit die Geschichten, die die Science Fiction mehr oder weniger als Setting benutzten, um Abenteuer zu erzählen, die man mit den gleichen Archetypen auch im Western hätte finden können. In der Anthologie „New Dodge“ nehmen es die Macher aber wirklich wortwörtlich.


New Dodge ist ein im All treibender Asteroid, der seine beste Zeit bereits hinter sich gelassen hat. Nachdem die Erz- und Mineralien-Vorkommen aufgebraucht waren, hat die Bergbaugesellschaft diesen Ort denen überlassen, die hier gestrandet sind: Gaunern, Schmugglern und Kopfgeldjägern.

Das Leben ist hart und gerne kommen normale Leute nicht nach New Dodge, denn dort können sie nur das Recht des Stärkeren, geldgierige Glücksspieler, schurkische Schmuggler und andere seltsame Typen erwarten. Und manchmal sogar Selbstjustiz bis zum bitteren Ende.

Und so geht es rau und wild auf dem Asteroiden zu, der zum größten Teil eine Wüstenei ist, voller Verstecke, verlassener Minen und sonstigen Geheimnissen.


Die Beteiligten lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht nur an einer gewissen Fernsehserie orientiert haben, sondern auch an den Archetypen und Themen der amerikanischen und italienischen Spätwestern.

Es geht dreckig, brutal und hart zu, wenn Kopfgeldjäger versuchen, flüchtige Verbrecher zu stellen, das Gesetz glaubt in die eigenen Hände nehmen, endlich urteilen zu können und einsame Wanderer jederlei Geschlechts auf Rache aus sind. Das Recht wird frei ausgelegt, so dass man auch mit Selbstjustiz manchmal davonkommt. Und gelegentlich dürfen auch einmal Schmuggler diejenigen sein, die in der Stunde der Not Herz beweisen.

Die Geschichten wurden sorgfältig ausgewählt und bieten nicht nur eine Abwechslung, die man so nicht erwartet hat, sondern auch immer wieder Überraschungen, denn nicht immer werden Erwartungen erfüllt; Klischees werden durchbrochen und die eine oder andere Figur zeigt doch mehr Facetten als man denkt.

So gesehen findet der Fan rauer Western im SF-Gewand abwechslungsreiche und spannende Unterhaltung, die ab und an auch mit ein wenig dunklem Humor punkten kann. Die Erzählungen von Autoren wie Torsten Scheib, Ju Honisch. Stefan Cernohuby und anderen sind alle auf einem gleich hohen Niveau, so dass es keine Ausreißer gibt.

„New Dodge“ nimmt den Begriff Space Opera wörtlich, denn der Schauplatz wie auch die Geschichten ,vereinen einen futuristischen Hintergrund mit all dem, was vor allem die Spätwestern ausgemacht hat und setzt auf bitterböse, wendungsreiche Abenteuer mit kernigen Helden jederlei Geschlechts.