Kurd Laßwitz: Seifenblasen (Buch)

Kurd Laßwitz

Seifenblasen
Verlag Dieter von Reeken, 2023, Paperback, 190 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Erwähnt man heutzutage den Namen Kurd Laßwitz, so wird man zumeist in ratlose Gesichter schauen. Selbst Leser, die sich der Science Fiction öfter zuwenden, haben salopp ausgedrückt allenfalls seinen Roman „Auf zwei Planeten“ auf der Pfanne, ansonsten ist über den Verfasser, der die spekulative Erzählliteratur im deutschen Sprachraum hoffähig machte, kaum etwas bekannt.

Schaut man dann die Publikationen der letzten zwanzig Jahre an, so muss man konstatieren, dass Laßwitz von den Großverlagen weitgehend ignoriert wurde und wird. Neben dem bereits erwähnten „Auf zwei Planeten“ (Heyne) gab es noch eine Neuausgabe von „Homchen“ (Bastei-Lübbe) und einen Geschichtenband (Moewig), ansonsten aber ist der Interessierte auf die Kleinverlage angewiesen.

Dies mag darin begründet sein, dass Laßwitz, anders als spätere und letztlich bekanntere Autoren wie Dominik, Mader, Kraft oder Müller anspruchsvoller fabulierte. Seine Werke zeichneten sich immer durch eine philosophische Ebene aus, statt uns technokratische Wunder oder fiese Verbrecher mit technischen Wunderwaffen zu präsentieren.

Dieter von Reeken hat sich in und mit seinem gleichnamigen Verlag um die Wiederentdeckung des Laßwitz'schen Oeuvres besonders verdient gemacht. In handwerklich vorbildlichen, lange vergriffenen Hardcover-Bänden hat er die phantastischen Werke des Gymnasialprofessors aus Gotha aufgelegt und uns neu zugänglich gemacht. Dazu gesellten sich auch Bände, in denen uns der Mensch Kurd Laßwitz vorgestellt wurde. Nun legt er nach und nach die vergriffenen Hardcover-Bücher in preiswerteren Paperbacks neu auf.

Wie der Herausgeber in seinem kurzen, aber informativem Vorwort ausführt, handelt es sich bei der vorliegenden Sammlung um „satirisch gefärbte, utopisch-phantastische Erzählungen… Märchen, Gedichte und ein Essay“. Insbesondere die enthaltene Erzählung „Apoikis“ ist dabei von herausragender Qualität.


Im Dezember 1881 berichtet ein Archäologe von einer aufsehenerregenden Entdeckung. Im südlichen Atlantik stößt dieser an Bord einer Yacht auf einen seltsamen Eisberg; als er sich nähert, entdeckt er, dass es sich mitnichten um ein schwimmendes Stück gefrorenes Wasser handelt, sondern vor ihm eine Insel aus weißem Kalkspat liegt.

Im Inneren der Insel stößt unser Forscher auf eine hochentwickelte helenistische Kultur einstiger Sokrates-Anhänger. In Apoikis, wie die Stadt am Binnenmeer der fruchtbaren Insel getauft wurde, errichteten sie vor zweitausend Jahren eine Kultur ganz nach dem Vorbild der Lehren von Sokrates. In dieser utopischen Zivilisation erhoben sich die Bürger zu geistigen Höhen, die sie ihren Mitmenschen weit entfernte…


So ist dies ein dünner Sammelband, der zeigt, wie vielfältig die rege und abwechslungsreiche Phantasie Laßwitz' war. Die Erzählungen vermögen uns heute noch in ihren Bann zu ziehen, auch vielleicht gerade, weil sie aus einer Zeit stammen, in der es etwas entschleunigter zuging, in der Kultur und Geist noch ein wenig mehr als materielle Werte zählten.