Cassandra Clare: Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan 1 (Buch)

Cassandra Clare
Sword Catcher
Die Chroniken von Castellan 1
(Sword Catcher, 2023)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Titelbild: Jim Tierney
Penhaligon, 2023, Hardcover, 796 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Als Adeliger, mehr noch als Prinz und noch eines Obendrauf als der Kronprinz, hat man schon ein schönes Leben. Prinz Conor kann ein Lied davon singen. Äußerlich sehr wohlgestaltet, hat er all das, was der gemeine Untertan sich so vorstellt. Macht - schließlich regiert er irgendwann einmal das Königreich; Reichtum - die Steuern werden es richten; Vergnügen – neben den Prinzessinnen der umliegenden Reiche sucht und findet er auch Erfüllung im Roten Viertel - und einen Doppelgänger, der ihn immer dann vertritt, wenn es brenzlig wird.

Vorhang auf für Kel, einen Waisenjungen, der aus eben jenem Waisenhaus rekrutiert an der Seite des Prinzen heranwächst. Er muss all das lernen, was auch Conor lernt, wird am Hof als niedriger Adeliger und Cousin der Königsfamilie eingeführt, um seine Anwesenheit zu erklären. Dass er im Zweifel den Dolchstoß oder Pfeil, den ein Assassine oder Verräter auf Conor abfeuert, mit seinem Körper auffangen soll und muss, hat er akzeptiert - die Vorteile seiner Stellung überwiegen die eventuellen Nachteile.

Dann aber kommt er einer Verschwörung aus den höchsten Adelskreisen auf die Spur - und seine Verbündeten sind deren wenige: eine Heilerin aus dem ausgegrenzten Volk der Ashkar und der König der Lumpensammler - Meister der Unterwelt der Stadt.


Cassandra Clare ist unterwegs auf neuen Wegen. Ihr erster High-Fantasy-Roman für eine erwachsene Zielgruppe liegt vor mir - folgerichtig hat sie auch bei uns ihren Verlag gewechselt und wird mit diesem Roman bei Penhaligon verlegt.

Das Äußere des Titels macht neugierig: eine mittelalterliche Stadt in Flammen, dazu passend der entsprechend ausgeführte Rundum-Farbschnitt - man verspricht sich offensichtlich beim Verlag viel von der Novität.

Und Clare hat Erfahrung im Schreiben - dies hat sie bei ihren Veröffentlichungen rund um die „Chroniken der Unterwelt“, die zumeist ganz oben in den internationalen Bestsellerlisten auftauchten, bewiesen.

So machte ich mich mit durchaus großen Erwartungen und angestachelt durch den verlagsseitigen Infozettel an die Lektüre.

Der Prolog weist den Weg und macht neugierig darauf, wie es unserem Sword Catcher wohl in seiner Rolle ergehen wird.

Dann beginnt die Verfasserin uns ihre Welt und die Figuren vorzustellen. Alles ganz nett und interessant - nur, wo bleibt die eigentliche Handlung, fragte ich mich?

Das World Building ist mehr als ausufernd, dabei vergisst die Autorin leider über weite Strecken des Buches die eigentliche Handlung. Es dauert, es dauert lange, sehr sehr lange, bis die auf dem Backcover angedeutete Verschwörung endlich einmal thematisiert wird. Die Zeit, bis wir dann endlich ein klein wenig Action bekommen, zieht sich zäh wie Schmelzkäse, so dass ich diverse Male überlegt hatte, das Buch zur Seite zu legen.

Immer wieder aber dachte ich, Clare kann doch was, warum zeigt sie es nicht, warum macht sie es nicht besser - und hoffte, dass es nun bald losgehen würde; leider lange, zu lange Zeit vergeblich.

Nun hat der Verlag dem Roman als Untertitel „Die Chroniken von Catsellan“ mitgegeben. Man kann nun unterstellen, dass das in sich nicht wirklich abgeschlossene Werk bald fortgesetzt wird, dass die im Auftaktband fehlende Dramatik, das vermisste Tempo dann nachgeliefert wird. Bis dahin aber brauchen wir Leser sehr viel Geduld und Sitzfleisch - ich bin mir nicht sicher, ob ein Jeder dieses Durchhaltevermögen aufbringen wird