Marc Weissenberger: Infamium (Buch)

Marc Weissenberger
Infamium
Feuertanz, 2023, Paperback, 504 Seiten, 19,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Marc Weissenberger studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Recht in Darmstadt und schloss mit einem Master ab. Schon während dieser Zeit war er freier Mitarbeiter beim „Südkurier“ und im Lokalradio. Später drehte er einen Dokumentarfilm und machte sich als Videoproduzent selbstständig. Und mit der Veröffentlichung von „Infamium“ feiert er auch sein Debüt als Schriftsteller und führt den Leser zurück in die Welt des elften Jahrhunderts.


In der Abtei Mallezais wird der Novize Ignatius im Jahr 1047 an das Sterbebett eines anderen Benediktinermönchs namens Bodowin gerufen, der ihn bittet, mit ihm die letzten Zeilen seines Buches zu verfassen und dieses später auch noch in das Kloster nach Lorsch zu bringen. Der junge Mann erfüllt die Bitte gerne, muss aber schon bald feststellen, dass auch Andere hinter dem Buch her sind. Als er es nach und nach liest, versteht er auch warum, denn die Dinge, die Bodowin um das Jahr 1000 erlebte, sind einfach nur geschaffen, um sich Feinde bis in die höchsten Kreise zu machen.

 

In zwei Zeit-Ebenen entführt der Autor die Leser in die Zeit des elften Jahrhunderts, die bisher noch nicht so literarisch abgegrast wurde. Gerade in Mitteleuropa scheint Ruhe zu herrschen, auch wenn es natürlich die üblichen Intrigen des Adels um die Macht gibt, bei dem auch die Kirche meint, mitreden zu müssen, wie vor allem Bodowin zu spüren bekommt.

Der Autor entfaltet einen bunten Bilderbogen von Ereignissen, die nicht nur für Spannung sorgen, sondern auch das Leben der Menschen in dieser Epoche in Europa zeigen. Durch einen Ausflug nach Nordafrika erfährt man zudem, dass sich Mauren und Christen nicht unbedingt hassen, sondern auch ergänzen konnten.

Die Reisen der beiden Hauptfiguren erlauben es, den Alltag in Klöstern und auf dem Land in Szene zu setzen und gleichzeitig die Handlung voranzutreiben, die es schon bald in sich hat, denn Ignatius bekommt sehr schnell mit, dass das Buch einigen viel zu gefährlich erscheint, vor allem Menschen, die ein wenig mehr Macht in den Händen halten.

Nach und nach enthüllt sich der Zündstoff, den Bodowin in seiner Biographie aufgezeichnet hat, so dass es gut und wichtig ist, auch einen Freund mit kämpferischen Qualitäten an der Seite zu haben.

Die Geschichte ist flott geschrieben, erweckt die Figuren und ihr Umfeld so zum Leben, dass das Kopfkino anläuft. Zudem gibt es keine Längen, denn es gibt immer wieder kleine aber feine Wendungen, die neugierig auf das Kommende machen. Auch der Abschluss kann sich sehen lassen, denn die Geschichte findet ein rundes, glaubwürdiges Ende.

Der Autor erlaubt sich einige Freiheiten, die aber nur Experten auffallen dürften, ansonsten bringt er seinen Lesern das elfte Jahrhundert, vor allem aber den Benediktiner-Orden, glaubwürdig aber auch jugendgerecht nahe.

„Infamium“ ist ein spannender und unterhaltsamer Historienroman, der durch seine Figuren und die lebendigen Schilderungen des elften Jahrhunderts lebt. Er hält sich recht nahe an der Wahrheit, erlaubt sich aber auch genug Freiheiten, um der Geschichte mehr Pfiff und Farbe zu verleihen, was ihn auch für jüngere Leser ab vierzehn Jahren interessant macht.