Jens Karbe: Geistercondo (Buch)

Jens Karbe
Geistercondo
2023, Paperback, 328 Seiten, 13,90 EUR

Rezension von Christel Scheja

Nach 2014 lebt der 1970 geborene Jens Karbe für einige Jahre nicht mehr in Deutschland, sondern zog als digitaler Nomade durch die Welt und verbrachte Zeit in Städten wie London, Marseille, Istanbul und Tokio. In Bangkok blieb er vier Jahre und lernte die Stadt so gut kennen, dass er sie zum Schauplatz seines Romans „Geistercondo“ machte.


Max May ist ein PR-Berater, wie er im Buche steht und wird so dafür angeworben, die Luxus-Wohnungen in einem neuen Wolkenkratzer in Bangkok zu vermarkten. Doch schon kurz nach seiner Ankunft muss er feststellen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Nicht nur, dass sein Vorgänger verschwunden ist, auch der Bau scheint seine Tücken zu haben. Denn neben Rissen in den Wänden, ausfallender Technik und seltsamen Einheimischen scheinen auch noch Geister und magische Flüche umzugehen und treiben ihn langsam in den Wahnsinn.

 

Man merkt sehr deutlich, dass der Autor lange in der Stadt gelebt hat und so auch die Mentalität der Einheimischen kennenlernen konnte. Dieses Wissen packt er in eine spannende Handlung mit einer leichten Botschaft. Denn man kann sich denken, dass das Prestige-Projekt auch seine Schattenseiten hat und vermutlich durch unlauteren Wettbewerb entstanden ist; irgendjemand versucht, das mit allen Mitteln zu kaschieren.

Der Held soll den Ruf natürlich erst einmal aufpolieren, aber er merkt recht schnell, dass der schöne Schein recht trügerisch ist und kommt auch mit der Mentalität der Einheimischen nicht besonders gut zurecht. Schon bald muss er sich fragen, was Wahrheit und was Lüge ist, ob wirklich Übernatürliches durch und um den Condo herum spukt oder jemand ihm bewusst zusetzen will und deshalb trickst.

Mehr als einmal darf er an seinem Verstand zweifeln, während der Leser dadurch gut unterhalten wird und sich seine eigenen Gedanken machen kann. Denn immer wieder gibt es gewisse Andeutungen und Hinweise, die den roten Faden zusammenhalten und die Auflösung glaubwürdig machen.

Doch bis dahin darf man sich über schräge Figuren wie den Touristen Blobby und seltsame Situationen amüsieren, aber auch mitfiebern, wenn der Held immer weniger weiß, wem und was er noch trauen darf.

Das Ganze wird flott und kurzweilig erzählt, das Augenzwinkern nimmt dem Szenario zwar ein wenig das Grauen, verleiht der Story aber auch einen satirisch-bösen Anstrich, denn einige der angesprochenen Themen sind mehr als aktuell.

„Geistercondo“ lässt sich nicht unbedingt auf ein Genre festlegen, aber es spielt durchaus mit Versatzstücken der Mystery und des Horror, packt sie in eine satirisch verbrämte Handlung, die von Anfang bis Ende kurzweilig unterhält.