Michael McDowell: Blackwater 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. Juni 2023 10:59
Michael McDowell
Blackwater 2
(Blackwater 3 The House of Blackwarter + 4 The Flood, 1983)
Übersetzung: Andreas Decker
Titelbild: Touissaint Louverture & Pedro Oyarbide
Festa, 2023, Hardcover, 462 Seiten, 36,99 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in Perdido, Alabama, einem Kaff tief im Süden der USA. Der Ort lebt von den drei Sägewerken und dem Handel mit Holz. Seit Jahrzehnten geben dort die Frauen der Caskey-Dynastie, die Richtung an. Ihrem Wort wird gefolgt, gerade auch, weil sie ihren Willen eher unauffällig durchzusetzen wissen.
Seitdem aber der Sohn der jetzigen Anführerin der Familie eine mysteriöse Frau ohne wirkliche Vergangenheit geheiratet und mit ihr Nachwuchs in die Welt gesetzt hat, ist die Familienidylle gestört. Die neue Frau im Clan scheint eine ganz besondere Verbindung zum Fluss zu haben - und sie hat Pläne, Vorhaben bei denen sie die bisherige Matriarchin nicht gebrauchen kann.
Als die gesamte Familie nach überstandener Wirtschaftskrise einen ersten gemeinsamen Urlaub in Chicago verbringen will, wird die alte, rüstige Dame krank - ausgerechnet ihre Schwiegertochter kümmert sich rührend um sie. Sie weicht Tag und Nacht nicht von ihrer Seite; doch statt dass eine Besserung eintritt, wird die Southern Lady immer hinfälliger…
Willkommen zurück in Perdido - dem Ort am gleichnamigen Fluss. Im Original sechs Bände umfassend, legt der Festa Verlag die große Southern-Dynasty-Saga in drei Büchern vor. So erwarten uns auch vorliegend wieder zwei Romane zwischen den Buchdeckeln; Texte, die unauffällig, ja behutsam die Familiengeschichte der Caskeys weiter erzählt.
Ganz anders als in den meisten anderen Veröffentlichungen des in Leipzig ansässigen Verlages, stehen hier keine übernatürlichen Szenen, Horror-, Grusel- oder Schock-Elemente im Vordergrund. Die wenigen, sehr unauffällig eingestreuten phantastischen Sequenzen gehen im großen Geschehen sogar fast unter. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Familienmitglieder, die wir über die Jahre begleiten. Wir beobachten, wie sie groß und älter werden, wie - und wichtiger noch, warum - sie sich gerade so entwickeln, wie McDowell es uns beschreibt.
Das sind Menschen, die von ihrer Umwelt, den Geschehnissen, ihrer Zeit und den Einflüssen der rivalisierenden Frauen geprägt werden. Deutlich wird dies insbesondere an den beiden Töchtern Elinors, die getrennt voneinander aufwachsen. Die eine lebt unter dem Einfluss ihrer Großmutter, wird fast schon ein Spiegelbild der Grand Dame, die andere dagegen verlebt ihre Jugend geborgen im Heim bei ihren Eltern. Dass sie einander fremd werden, dass sie ganz unterschiedliche Naturelle entwickeln, ist nachvollziehbar.
Fast schon nebensächlich werden Prüfungen wie die Weltwirtschaftskrise abgehandelt; wir sehen hier nur die indirekten Auswirkungen auf die Menschen im Dorf, der Fokus bleibt einmal mehr auf den Familienmitgliedern. Von der Anlage her ist es eine Soap Opera - aber eine Telenovela, die weit von den oberflächlichen TV-Serien entfernt ist.
Ja, es steht ein Familien-Clan im Mittelpunkt und ja, es geht um Liebe, Neid, Missgunst, ja Hass zwischen den Verwandten - inkludiert wird ein ganz klein wenig Übernatürliches, das aber nie in den Vordergrund rückt. Passieren tut wenig und doch fasziniert der Plot. Die Schicksale fesseln beim Lesen an die Seiten, die Geheimnisse, die Entwicklungen, die die Beziehungen zueinander nehmen, bannen uns an die Seiten, gerade auch, weil die Figuren so lebensecht, so unterschiedlich, nicht immer liebenswert aber jederzeit mega-interessant gezeichnet werden.
So bleibt auch dieses Mal als Fazit, dass die Lektüre, obzwar erneut leise Töne angeschlagen werden, fasziniert, wir gebannt der Familiengeschichte im tiefen Süden der USA folgen.