Chef‘s Kiss: Rezepte für die Liebe (Comic)

Chef‘s Kiss: Rezepte für die Liebe
(Chef‘s Kiss, 2022)
Text: Jarrett Melendez
Zeichnungen: Danica Brine
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2023, Hardcover, 160 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

In den letzten Jahren wagen sich junge Talente in den USA mehr und offener an queere Themen, die sie vor allem einem jungen Publikum auf spielerische Weise nahebringen wollen. So ist „Chef‘s Kiss: Rezepte für die Liebe“ auch bewusst in einer Umgebung angelegt, die viele kennen dürften.


Ben Cook und seine Freunde haben das College abgeschlossen. Während die anderen bereits Jobs haben oder kurz davor stehen, in einem durchzustarten, hängt er immer noch in den Seilen, denn mit seinem Englisch-Studium kommt er nicht sonderlich weit, da die meisten Verlage und Redaktionen mehr erwarten. Frustriert versucht er in einem Restaurant als Aushilfe unterzukommen. Immerhin macht ihm der hübsche Koch Mut und weckt seinen Ehrgeiz, denn Ben spürt bei Liam ein besonderes Kribbeln. Das lässt ihn auch die ganz besonderen Herausforderungen annehmen, die sein neuer Chef an ihn stellt.

 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Freunde, die sich über das College kennengelernt haben, auch noch später eine Weile zusammenwohnen, vor allem, wenn sie sich so gut verstehen wie Ben und seine Freunde. Anders als erwartet haben sich aus den beiden Jungs und Mädchen auch keine Paare gebildet. Denn auch wenn Ben es nicht offen zeigt, er schätzt es beste Freundinnen und weibliche Kumpel zu haben, aber sein Herz beginnt schnell für jemand anderen zu schlagen. Und Liam scheint nicht uninteressiert. Das macht die Geschichte besonders, denn die Homosexualität wird sehr normal behandelt und nicht überspitzt.

Zudem geht es für Ben auch noch um etwas Anderes. Er merkt in der netten und freundlichen Atmosphäre des Restaurants, dass sein Herz ganz offensichtlich für etwas anderes schlägt als das Schreiben, auch wenn er das nicht dran geben will. Er merkt auch, dass er sich in anderer Hinsicht emanzipieren muss. So wird die Geschichte schnell zu einer Coming of Age Graphic Novel, die den Helden gleich in mehrfacher Hinsicht dazu bringt, seinen Weg in eine vielleicht glücklichere Zukunft zu gehen - und das hübsch gezeichnet und bewusst Jugendliche ansprechend.

„Chef‘s Kiss: Rezepte für die Liebe“ mag sich auf den ersten Blick an klassischen Boys-Love-Mangas orientieren, erzählt aber eine Geschichte, die ganz anders ist und den jüngeren Lesern erzählt, dass es immer einen Weg gibt - vor allem, wenn das Umfeld stimmt und Freunde an der Seite sind - seinen eigenen Weg zu gehen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Und das bindet auch die queere Seite mit ein.