Professor Dr. Dr, Dr. Augustus van Dusen 2 & 4 (Hörspiel)

Michael Koser & Jacques Futrelle
Professor Dr. Dr, Dr. Augustus van Dusen
2: Das sicherste Gefängnis der Welt
4: Der Mann, der seinen Kopf verlor
Sprecher: Friedrich W. Bauschulte, Klaus Herrn, Georg Korten, Eva Manhardt, u. a.
Folgenreich, 2010, je 1 CD, 49 bzw. 63 Minuten, ca. 9,99 EUR,, ISBN 978-3-8291-2399-0 bzw. 978-3-8921-2401-0

Von Christel Scheja

Die Figur des genialen Universalgelehrten und Amateur-Ermittlers Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, der immer wieder von dem jungen Journalisten Hutchinson Hatch begleitet wird, der es sich zur Aufgabe gemacht hat die Abenteuer der „Denkmaschine“ aufzuzeichnen, wurde eigentlich von Jacques Futrelle erdacht, einem jungen amerikanischen Schriftsteller, der 1912 mit 37 Jahren auf der verhängnisvollen Fahrt der Titanic ums Leben kam. Seine Geschichten dämmerten lange in den Archiven und schienen gänzlich vergessen, bis Michael Koser auf der Suche nach neuen Ideen. die Figuren wiederentdeckte und in einer 77 Folgen umfassenden Hörspielserie für den RIAS Berlin, die zwischen 1978 und 1999 im Radio liefen, neu belebte und sogar weiterentwickelte.

„Das sicherste Gefängnis der Welt“: New York im Jahr 1899. Bei einem Diner mit Freunden in einem feinen Restaurant in einem der besseren Viertel der Stadt, kommen Professor van Dusen und das Ehepaar Ransom auf eine verrückte Idee. Ransom, der das modernste und sicherste Gefängnis der Stadt leitet, glaubt nicht, dass jemand den Zellen und dem Gebäude entkommen kann. Der Gelehrte setzt dagegen – einem klugen Geist sei schließlich nichts unmöglich. So schließen die beiden eine Wette, die sie gleich in die Tat umsetzen. Van Dusen wird für eine Woche in die Todeszelle eingesperrt. Für ihn gilt Einzelhaft mit verschärften Bedingungen. Wenn es ihm gelingt, bis zu dem nächsten Treffen in einer Woche zu entkommen, spendiert ihm der Gefängnisdirektor eine Kiste besten Champagners...

„Der Mann, der seinen Kopf verlor“ taucht eines Tages bei dem Professor auf. Natürlich ist er nicht kopflos, sondern hat nur seine Erinnerung an sich selbst verloren. Er weiß weder wie er heißt, noch was er vorher getan hat, kennt auch nicht den Grund, warum er zehntausend Dollar in durchnummerierten Scheinen bei sich trägt. Der Wissenschaftler wird neugierig und nimmt sich des Falles an. Schon bald stellt er fest, dass er mit seiner Vermutung einer absichtlich herbeigeführten Amnesie und einem Verbrechen in der Finanzwelt gar nicht einmal so falsch liegt.

Man merkt schon, dass die Hörspiele um Augustus van Dusen etwas älter und von einem öffentlich-rechtlichen Sender gefördert worden sind. Das Ganze wirkt recht beschaulich, verzichtet auf Action und setzt vor allem auf Dialoge, wird aber gleichzeitig auch mit einem frechen Augenzwinkern in Szene gesetzt.

Die Geschichten atmen trotz der relativ einfachen Machart, Atmosphäre. Hier dominieren die Stimmen, die Soundeffekte und Musik werden zurückhaltend eingesetzt. Auch wenn man sich gelegentlich wie in einem Kammerspiel vorkommt, schaffen es die Sprecher doch, die Zeit um die Jahrhundertwende lebendig einzufangen und ihren Figuren einen unverkennbaren Charakter zu geben. Dabei macht es auch nichts, wenn die Gestalten sehr archetypisch sind – angefangen mit van Dusen, der gleichzeitig väterlich und verschmitzt wirkt; über den quirligen und leicht begeisterungsfähigen Hutchinson Hatch bis hin zu den Nebenfiguren. Allein die Tatsache, dass das Ganze in einer Epoche spielt, in der Frauen noch nicht viel zu sagen hatten, erklärt ihre fast völlige Abwesenheit.

Alles in allem leben die beiden Hörspiele um die „Denkmaschine“ vor allem durch das Ambiente der guten alten Zeit, die mit einem humorvollen Unterton angelegten Geschichten und die lebendigen Sprecher, die genau wissen, wie sie das Kopfkino, auch im Retro-Stil zum Leben erwecken können.