Jim Butcher: Feenzorn - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 4 (Buch)

Jim Butcher
Feenzorn
Die dunklen Fälle des Harry Dresden 4
(Summer Knight, 2002)
Übersetzung: Jürgen Langowski
Blanvalet, 2023, Taschenbuch, 510 Seiten, 12,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Chicago, Illinois - die neue Heimat und Kriegsschauplatz der Sidhe… und nur ein Mann kann den Konflikt verhindern: Harry Blackstone Copperfield Dresden, der erfolglose Magier!

Hallo, ich bin Harry Dresden aus Chicago - Magier von Beruf. So zumindest steht’s in den Gelben Seiten. Nicht, dass es darauf jetzt noch ankommen würde. Meine Freundin wurde von einem Mitglied des Roten Hofes der Vampire infiziert, ich selbst befinde mich auf der Abschussliste sowohl des weißen Rats der Magier, wie des Roten Hofes.

Seit Monaten habe ich nach einem Mittel geforscht, meine Freundin von dem Vampirkeim zu befreien - vergeblich. Der Rote Hof hat die Jagd auf mich freigegeben, und dann hat mich noch eine wahrhaftige Feen-Königin am Wickel. Eigentlich dachte ich, meine Patentante die Fee ausmanövriert zu haben, doch dann verkauft diese meine Dienste so mir nichts dir nichts an die Herrscherin des Winterhofs der Sidhe; na, danke auch dafür - jetzt ist mein Leben so richtig interessant geworden. Und ich hatte vorher gedacht, ich hätte Probleme!

Aber mit einem Job von der Herrin der Unseelie relativiert sich Vieles. Jetzt suche ich in ihrem Auftrag nach dem Mörder des Sommerkönigs, darf daneben, um nicht meinen Rang als Magier einzubüßen, auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen und, um das alles abzurunden, verlangen die Vampire meine Auslieferung um mich zu foltern. Das langt doch eigentlich fürs erste, oder nicht?


Jim Butchers Reihe um den magischen Detektiv Harry Dresden gehört zu den angesagtesten Urban-Fantasy-Reihen. Und doch unterscheidet sich der Zyklus von den anderen entsprechenden Titeln.

Butcher hat seine Handlung und insbesondere seine Personen mit weitaus mehr Tiefe ausgestattet, als dass die Verfasser derartiger Serien normalerweise tun. Mit viel Selbstironie und einem bemerkenswert trockenem Sarkasmus, der auch in der tollen Übersetzung von Jürgen Langowski gut rüberkommt, verwöhnt uns der Autor mit skurrilen Figuren, faszinierenden Einfällen und einem Loser als Helden, mit dem man einfach Mitleid haben muss. Dass er es letztlich immer schafft, das Ruder noch herumzureißen, auch wenn der Rezipient auf ein Hollywood-Happy-End meist vergeblich wartet, passt nur zum Plot.

Selbiger nimmt der Leser mit auf eine wahre Berg- und Talfahrt voller Einfälle, Andeutungen und Verwicklungen.

Zusammen mit unserem magischen Detektiv, dessen ein wenig trottelige Ausstrahlung mich immer an den guten alten Inspektor Columbo erinnert, machen wir uns auf, das was Harry Dresden als sein Leben bezeichnet - jeder andere würde Katastrophe dazu sagen - zu verfolgen.

Hilflos, dabei aber immer bemüht, torkelt unser Held in den Geheimnissen umher, die ihn umgeben. Dabei ist Harry alles andere als dumm oder unfähig. Ganz im Gegenteil würde ohne seine Anstrengungen der Weltuntergang bevorstehen.

Es geht um nichts weniger, als den drohenden Krieg zwischen den Feen zu verhindern. Dass Harry dabei einmal mehr zwischen allen Stühlen sitzt, dass er dennoch nie aufgibt, Nehmerqualitäten ohne Beispiel zeigt und am Ende doch mehr wie ein begossener Pudel als wie ein Held dasteht, macht die Figur nur um so liebenswürdiger.

Für alle, die ideenlose, abgedroschene Urban-Fantasy-Reihen satt haben, ist Jim Butchers Zyklus ein Muss.