Alyson Noël: Das dunkle Feuer – Evermore 4 (Buch)

Alyson Noël
Das dunkle Feuer
Evermore 4
(Dark Flame, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger
Titelgestaltung von UNO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von plainpicture, Getty Images
Autorenfoto von Nancy Villere
Page & Turner, 2010, Paperback mit Kappenbroschur, 378 Seiten + 5 Seiten Leseprobe aus Alyson Noëls „Riley – Das Mädchen im Licht“, 17,99 EUR, ISBN 978-3-442-20378-9

Von Irene Salzmann

Endlich ist es dem Unsterblichen Damen gelungen, seine große Liebe Ever nach zahlreichen Reinkarnationen vor einem frühen Tod zu bewahren und sie zu Seinesgleichen zu machen.

Dennoch bleibt ihnen das gemeinsame Glück verwehrt, denn Roman, den Damen vor vielen Jahrhunderten wandelte, will Rache an den beiden nehmen für den Tod der von ihm über alle Maßen geliebten Drina. Durch einen Trick bringt er Ever dazu, dem sterbenden Damen ein Elixier einzuflößen, das diesen zwar rettet, es den beiden jedoch unmöglich macht, ihr ‚erstes Mal‘ zu erleben, denn der Austausch ihrer Körperflüssigkeiten würde Damen sofort töten. Um ein Gegenmittel zu finden, ist Ever zu allem bereit und lässt sich sogar auf schwarze Magie ein. Der Zauber geht prompt schief und bindet sie an Roman.

Aus Scham, aber auch wegen der Macht des Bannes, verschweigt Ever Damen, dass sie von Roman besessen ist, sich nach ihm verzehrt und an niemand anderes mehr denken kann, wenn er in ihrer Nähe weilt. Hilflos beobachtet Damen, wie sich Ever zunehmend von ihm entfernt, ihm fremd und von der Magie verzehrt wird. Statt ihre Hilferufe zu hören, treibt er sie durch sein Verhalten sogar noch weiter auf den Abgrund zu.

Unterstützung erhält Ever von unerwarteter Seite: Jude, der in früheren Leben ihr Verehrer war und stets gegen Damen verlor, ist ebenso für sie da wie die Wahrsagerin Ava, die eine unrühmliche Rolle spielte, als Damen im Sterben lag. Wird es Ever nun gelingen, den Zauber zu brechen und von Roman das Gegenmittel zu erhalten?

Nachdem „Das Schattenland“ (Band 3) eher verhalten vor sich hinplätscherte und auf der Stelle trat, setzt „Das dunkle Feuer“ die Geschichte von Ever und Damen wieder spannender und mit neuen Konfliktherden fort. Nach wie vor kann das liebende Paar nicht zusammen sein, da schon ein Kuss Damen das Leben kosten würde. Statt einander zu trösten und gemeinsam eine Lösung zu suchen, gehen sie getrennte Wege, Schweigen und Missverständnisse komplizieren zusätzlich die Situation. Plötzlich fühlt sich Ever zu Roman, den sie eigentlich hasst, hingezogen und kann den Bann nicht aus eigener Kraft brechen. Hilfe sucht sie ausgerechnet bei Jude, der sie liebt und für den sie ebenfalls etwas empfindet, wenn auch nicht dasselbe wie für Damen. Ava kehrt zurück und bietet ihre Hilfe an, aber kann Ever ihr nach allem noch vertrauen? Obendrein verliert sie ihre beste Freundin Haven nach deren Wandlung zur Unsterblichen an Roman. Miles, Evers Tante Sabine, die ihr die Familie ersetzt, und deren neuer Freund Paul Muñoz, ein Lehrer, tauchen bloß noch als Randfiguren auf, was sich jedoch bald wieder ändern kann.

An sich passiert weniger, als man erwartet hätte, und auch die Dramatik hält sich in Grenzen, da die Protagonisten sehr viel reden, die Ereignisse oft zerreden und einander doch nicht verstehen, und Ever, aus deren Perspektive die Story erzählt wird, reichlich reflektiert. Statt Action gibt es romantische Momente, die aber nicht über einen bestimmten, jugendfeien Punkt hinausgehen. Vor allem das Geturtel von Ever und Damen im Sommerland bringt die Handlung überhaupt nicht voran, während einige andere Szenen in der Zwischendimension Rätsel aufgeben und eine Neugierde wecken, die nicht befriedigt wird.

Treue Leser kennen mittlerweile das Schema der „Evermore“-Bände, das sich stets wiederholt. Routiniert und altersgerecht spult Alyson Noël ihr Garn ab. Ever und Damen erleben einige glückliche Momente, finden aber keine Erfüllung, sondern entzweien sich über vermeidbare Missverständnisse, wobei Damen Ever immer dann im Stich lässt, wenn sie ihn am dringendsten benötigt. Um ihre Liebe zu retten und ihm zu helfen, geht Ever Wagnisse ein, für die sie selber, beide oder andere den Preis zahlen müssen. Nebenbei ergeben sich heikle Situationen mit anderen jungen Männern, die jedoch nie ausgereizt werden. Am Ende des Buchs wird der Handlungsstrang halbwegs abgeschlossen, doch bleiben viele Punkte offen, und ein Cliffhanger tut ein Übriges, um das Interesse an der Serie wach zu halten.

Die Zielgruppe wird keineswegs enttäuscht von „Evermore“. Hatte man schon Spaß an „Twilight“, „House of Night“ oder „Evergrey“, dann wird man auch dieser Reihe gern eine Chance geben, selbst wenn diesmal keine Blutsauger sondern Unsterbliche agieren und die romantischen Gefühle von Teenagern und jungen Erwachsenen ansprechen. Fans der Romantic Mystery kommen gänzlich auf ihre Kosten; allein die Hardcore-Fans von Urban Fantasy und Mystery werden sich mehr Handlung und phantastische Momente und weniger Gerede und harmloses Geturtel wünschen.

Zwei „Evermore“-Bände sollen noch folgen. Außerdem wurde bereits ein Spin Off gestartet, der sich mit dem weiteren Schicksal von Riley, Evers verstorbener Schwester, die hin und wieder als Geist in Erscheinung tritt, beschäftigt.