Professor Zamorra 1180: Der Kopf der Kreatur, Ian Rolf Hill (Buch)

Professor Zamorra 1180
Der Kopf der Kreatur
Ian Rolf Hill
Bastei, 2019, Romanheft, 68 Seiten, 1,90 EUR

Rezension von Elmar Huber

"Der Hals des Leichnams zog sich auf groteske Weise in die Länge. Der Mund des "Toten" verzerrte sich, das Keuchen wurde zu einem gepeinigten Stöhnen. Die Haut löste sich in Höhe des Halses. Ein Schnitt klaffte auf, wie von einem unsichtbaren Messer gezogen."

Nach einem feuchtfröhlichen Abend in seiner Stammkneipe ‚Zum Teufel' wird Professor Zamorra auf dem Nachhauseweg ins Château Montague entführt. Fast zeitgleich wird auch Nicole Duval angegriffen, die sich mit ihrer Freundin April Hedgeson auf einem Kurztrip in Lyon befindet. Nicole kann die Angreifer abwehren und vermutet einen Zusammenhang zu dem verschwundenen Professor.

Die Spur führt zu Franka Chevalier, der Besitzerin eines Bestattungsunternehmens. Tatsächlich steckt diese undurchsichtige Frau hinter den Ereignissen. Madame Chevalier ist im wahrsten Wortsinn hinter Zamorras Kopf her, den sie durch das Haupt ihres Liebsten, des schönen Jean St. Clair (ein Gruß an den Kollegen Geisterjäger aus London?) ersetzen möchte, um diesem das ewige Leben zu ermöglichen.

"Jean St. Clair lehnte den Kopf zurück und stöhnte leise. Er fühlte, wie sich die Knochen seiner Halswirbelsäule mit dem Rückgrat des Söldners verbanden und zusammenwuchsen. Haut und Fleisch des Halsstumpfes verschmolzen förmlich mit seinem neuen Körper."


Der zweite "Professor Zamorra"-Roman von Ian Rolf Hill ist mit dem Söldner-Ghoul-Teufelspakt-Mischmasch deutlich wilder geraten als sein atmosphärischer Einstand "Grabgesang", macht aber von vorne bis hinten Spaß. Als Leser tappt man angemessen lange Zeit im Dunkeln, was hier eigentlich los ist, warum Zamorra entführt und Nicole angegriffen wurde und welches Interesse die Chefin einer Bestattungsfirma an dem Unsterblichen hat. Denn genau das ist der Grund, warum der Professor ins Visier von Franka Chevalier und ihres Geliebten geraten ist.

Der Prolog, der im Jahr 1793 spielt und von einem Teufelspakt wie auch einer Enthauptung auf der Guillotine berichtet, lässt schon in etwa erahnen, wie die Zusammenhänge sind. Zum Schmunzeln lädt dabei natürlich ein, dass Asmodis die Enthauptung des schönen Jean nicht als Grund ansieht, seinen Teil des Paktes, der Jean das ewige Leben verspricht, nicht einzuhalten.

Alles ist ein bisschen over the top; außer den schießwütigen Söldnern ist noch Silbermonddruide Gryf ap Llandrysgryf mit von Partie, und zum Ende hin springt die Handlung wild zwischen den verschiedenen Fronten hin und her, wie auch Zamorras Amulett, das immer im unpassendsten Moment "den Besitzer wechselt".

Wenn man "Der Kopf der Kreatur" mit einem gewissen Abstand und Lust am guilty pleasure goutiert, macht der Roman unbestritten Laune. Dazu ist die Idee des ewig lebenden Kopfes und das merkwürdige Liebespaar, das man hier serviert bekommt, nicht zu verachten. Der Humor tut ein Übriges und zeigt, dass Ian Rolf Hill diesen Roman wohl selbst mit mehrmaligem Augenzwinkern geschrieben hat.

Die "Mystery Times" in der Heftmitte werden von dem langjährigen "Professor Zamorra"-Fan Rudi Bading bestritten, der einen Bericht vom MarburgCon 2019 abliefert. Dort war die "Zamorra"-Crew beinahe vollständig anwesend, informierte über geplante Entwicklungen und stand dem Publikum Rede und Antwort.

"Der Kopf der Kreatur" ist ein launiges "Professor Zamorra"-Abenteuer, das auch problemlos für sich allein zu lesen ist. Die humorige Ader von Ian Rolf Hill passt sehr gut in die Welt des Professors.