Arisa 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 23. Dezember 2010 07:29
Natsumi Ando
Arisa 1
Aus dem Japanischen von Cordelia von Teichmann
Carlsen, 2010, Taschenbuch, 188 Seiten, 5,95 EUR, ISBN 978-3-551-78215-1
Von Irene Salzmann
Natsumi Ando ist in Deutschland keine Unbekannte. Bei Heyne Manga erschien vor einigen Jahren ihr Vierteiler „Zodiac Privat Investiagtor“. Obwohl der Stil sowohl die Freunde der Magical Girls als auch der School-Romances anzusprechen vermochte, wurde es dann wieder still um die Künstlerin, bis nun mit „Arisa“ wieder ein Titel den Weg nach Deutschland fand. Das Mystery-Drama im Schüler-Milieu umfasst in Japan 6 Tankobons und ist noch nicht abgeschlossen.
Tsubasa und Arisa sind Zwillinge. Weil sich die Eltern scheiden ließen, müssen sich auch die Mädchen trennen, halten aber heimlich Kontakt durch Briefe. Drei Jahre später – sie sind 14 Jahre alt – wollen sie einander endlich wiedersehen. Tsubasa beneidet die Schwester um ihren glücklichen Alltag: Arisa schreibt beste Noten, ist Klassensprecherin, hat nette Mitschüler, mehrere gute Freundinnen und einen festen Freund – während sie selber überall aneckt und als ‚Dämonen-Prinzessin‘ bezeichnet wird, eher mit Raufbolden als mit anderen Mädchen auskommt. Spontan tauschen beide die Rollen, und Tsubasa genießt diesen einen Tag von ganzem Herzen. Umso mehr entsetzt sie Arisas Bekenntnis, sie halte ihr Leben nicht mehr aus, auf das ein verzweifelter Sprung aus dem Fenster folgt. Ganz knapp überlebt sie, will aber nicht aus dem Koma erwachen. Daraufhin beschließt Tsubasa, die Rolle ihrer Schwester weiter zu spielen, um herauszufinden, welche Geheimnisse die exklusive Schule birgt.
Offenbar ist die ‚Königszeit‘ der Schlüssel, ein begrenzter Zeitraum, in dem die Schüler dem sogenannten König per Handy ihre Wünsche mitteilen und einer per Zufallsprinzip ausgewählt und erfüllt wird. Wer Kritik übt, gilt als Verräter und wird bestraft. Tsubasa wird Zeuge dieser verwirrenden Minuten und entdeckt, dass der diffamierte Lehrer tatsächlich wenig später verschwunden ist und ein Mädchen, das diese Maßnahme nicht gut hieß, gemobbt wird und sich daraufhin ebenfalls aus dem Fenster stürzt. Während Tsubasa Manabe folgt, der angeblich weiß, wer der König ist, untersucht derweil Tsubasas Kumpel Takeru Manabes Wohnung und macht eine erstaunliche Entdeckung...
Wie in „Zodiac Privat Investigator“ versucht auch in „Arisa“ eine toughe Schülerin, eine Serie rätselhafter Vorkommnisse aufzuklären. Da Tsubasa und Arisa Zwillinge sind, gelingt der Rollentausch problemlos. Arisas Selbstmordversuch, der als Unfall hingestellt wurde, liefert Tsubasa die Ausrede, dass ihre Erinnerungen nicht vollständig sind, wenn sie mit Dingen konfrontiert wird, die sie gar nicht wissen kann. Angesichts des gefährlichen Spiels, auf das sich die Schüler mit dem mysteriösen König eingelassen haben und an dem Arisa offenbar Anstoß genommen hatte, wundert man sich, dass sie ihre Schwester solange täuscht und ihr sogar erlaubt, an ihre Stelle zu treten. Auch die Klassenkameraden, die Shiroi sofort mobben, geben sich längere Zeit mit Arisa beziehungsweise Tsubasa ab, obwohl diese zuvor schon den Unwillen des Königs auf sich zog; Tsubasa wird sogar noch gewarnt, sich an die Regeln zu halten, um keinen Ärger zu bekommen. Ohne diese Unlogik hätte Natsumi Ando die Handlung jedoch nicht in die gewünschten Bahnen lenken können. Kein großes Thema ist Tsubasas Verschwinden aus ihrer eigenen Schule. Der Vater gibt ihr sogar seinen Segen, Arisas Probleme aufzuklären. Hilfe erhält sie dabei von Takeru, einem Kumpel, der jedoch nicht näher charakterisiert wird, so dass man annehmen muss, dass entweder Midori, Arisas Freund, oder Manabe, der Problemschüler, vorrangig als Love-Interest gehandelt werden, was auch unpassend scheint, da Midori einer der Königs-Anhänger ist und es mit großer Wahrscheinlichkeit Manabe war, der Tsubasa niederschlug, was sie völlig ausblendet, als er behauptet, den König zu kennen.
Bislang weist der Plot eine Menge Schwächen auf, die befürchten lassen, dass auch die weiteren Episoden ohne Rücksicht auf die Logik von Natsumi Ando zurechtgebogen werden. Trotzdem ist die Story spannend und macht neugierig auf das Kommende.
Gerade junge Leserinnen, die die Handlung nicht zu sehr hinterfragen, werden ihren Spaß an der Geschichte und an den niedlichen Illustrationen haben. Das reifere Publikum hingegen dürfte über die genannten Punkte stolpern und sich fragen, ob Titel mit einem besser durchdachten Konzept vielleicht zu bevorzugen wären.