Code: Breaker 04 (Comic)

Akimine Kamijyo
Code: Breaker 04
Aus dem Japanischen von Oke Maas
EMA, 2010, Taschenbuch, 190 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7223-9

Von Irene Salzmann

„Code: Breaker“ sind Personen mit speziellen Fähigkeiten, die im Auftrag der Organisation Eden große und kleine Verbrecher töten, welche durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen konnten. Um unerkannt ihre Arbeit erledigen zu können, haben sie alles aufgegeben: Familie, Freunde, ein normales Leben – für die Behörden existieren sie nicht.

Auch Toki Fujiwara ist ein Code: Breaker und sein Vater pikanterweise der Premierminister Japans. Der einzige Grund, weshalb Toki den Kontakt nicht rigoros abgebrochen hat und den zwielichtigen Politiker beschützt, als er zur Zielscheibe eines Attentäters wird, ist Nenene, die ihren Vater braucht. Allerdings ist nicht nur Fujiwaras Leben in Gefahr sondern auch das von Tausenden von Menschen, die durch versteckte Zeitbomben sterben sollen.

Schnell erkennen Toki, Rei Ogami und Masaomi Heike, dass ihr Gegner ein Ex-Code: Breaker ist. Wieso hat Hitomi, die ehemalige Nr. 01, Eden den Rücken gekehrt? Weshalb tötet ausgerechnet der Mann, dem das Morden und die damit verbundenen Kollateralschäden immer zuwider waren, Unschuldige? Was ist sein Ziel? Und woher kennt er Sakura Sakurakoji, das seltene Exemplar?

Wieder werden weitere Einzelheiten über die mysteriösen Code: Breaker enthüllt. Längst sieht man in ihnen nicht mehr nur eiskalte Mörder, die kaum besser sind als ihre Opfer – obwohl es das Ziel von Eden scheint, genau solch absolut gehorsame Spezialagenten zu erschaffen. Aber jeder von ihnen, der bislang in Erscheinung trat, erwies sich als Individuum, das durchaus einer Art Ehrenkodex folgt und sogar bis zur Selbstaufgabe Unschuldige zu beschützen versucht.

Ihre Einstellung, ihr Verhalten, sogar Körpersprache und die Art zu reden sind verschieden, ihre Fähigkeiten und Schwächen sowieso: Rei Ogami, die Nummer 06 in der Hierarchie, gibt sich als unversöhnlicher Jäger, der ein blaues Feuer einsetzt, aber darauf achten muss, sich nicht zu verausgaben. Sakura Sakurakoji ist jedoch davon überzeugt, dass er sich unter der gleichgültigen Fassade seine Menschlichkeit bewahrt hat. 04 Toki Fujiwara kompensiert das Grauen, das er erlebt und verbreitet, durch Fröhlichkeit. Überstrapaziert er seine Magnetkräfte, wird er zum Kind. 02 Masaomi Heike tritt mit einer kalten Freundlichkeit auf uns hat einige Marotten, die davon zeugen, dass die Arbeit auch an ihm Spuren hinterlässt. Was passiert, wenn er seine Gabe, das Licht zu kontrollieren, überbeansprucht, ist nicht bekannt.

Während sie alle von Episode zu Episode weniger gefühllos wirken, durchläuft die ehemalige 01 Hitomi den umgekehrten Prozess. Er fand über Eden und die Code: Breaker etwas heraus, das ihn innerlich zerbrach und ihn von einem freundlichen, sanftmütigen Menschen, der Unbeteiligte aus den Missionen herauszuhalten versuchte, in einen verbitterten, gnadenlosen Killer verwandelte. Seine Beweggründe und sein Ziel gibt er preis, aber nicht all sein Wissen. Danach sieht man ihn und auch Eden wieder mit ganz anderen Augen.

Akimine Kamijyo gelingt es vortrefflich, die inneren Konflikte seiner Protagonisten zu beschreiben und im letzten Moment durch neue Informationen eine scheinbar klare Angelegenheit neu zu beleuchten, so dass man auch als Leser die Ereignisse wieder überdenkt und anders bewertet. Tatsächlich sind die Grenzen von Gut und Böse fließend, und jede Figur hat triftige, nachvollziehbare Gründe für ihre Aktionen, selbst wenn sie nach moralischen Maßstäben falsch sind. Durch diesen Twist hebt sich „Code: Breaker“ deutlich von der Masse vergleichbarer Titel ab. Auch das differenzierte Charakterprofil vermag zu überzeugen. Gelegentliche humorige und erotische Einlagen (Panty-Shots) sowie ansprechende Illustrationen geben den letzten Pfiff.

Schätzt man Serien wie „Spriggan“, „Get Backers“, „Zeroin“ etc., wird man auch von „Code: Breaker“ bestens – und intelligent – unterhalten.