Roland – Ritter Ungestüm 3 (Comic)

Francois Craenhals
Roland – Ritter Ungestüm 3
Der Schatz des Weisen / Der Zauber der Wüste / Der Hüne von Worms
(Chevalier Ardent: Le Trésor du Mage, F 1975, La Dame des Sables F 1976, L’ Ogre de Worm, F 1977)
Titelillustration und Zeichnungen von Francois Craenhals
Aus dem Französischen von Kai Wilksen & Uli Pröfrock
Cross Cult, 2010, Hardcover, 160 Seiten, 29,80 EUR, ISBN 978-3-941248-73-1

Von Christel Scheja

Zu den beliebtesten Ritterserien der 1970ger Jahre gehörte neben „Prinz Eisenherz“ auch „Roland – Ritter Ungestüm“. Die Alben waren lange in jeder gut ausgestatteten Stadtbücherei zu finden und sprachen vor allem Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren an. Denn der Held der Abenteuer war und blieb ein junger Hitzkopf mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, der nur allzuoft über die Stränge schlug und sich dabei auch Ärger einhandelte. Allerdings blieb er am Ende immer auf die ein oder andere Art und Weise der Sieger. Cross Cult hat auch in seiner dritten Hardcover-Sammlerausgabe wieder drei Alben zusammengepackt.

Als Roland erfährt, das die Pilger, die durch sein Lehen ziehen, ein wichtiges Ziel haben und doch immer wieder von Banditen und anderen zwielichtigen Gesindel bedroht werden, beschließt er die Mönche selbst sicher nach Konstantinopel zu begleiten, damit sie den Schatz, den sie mit sich führen, an den Weisen Ephoros übergeben können, der damit die christlichen Gemeinden im heiligen Land schützen will. Am Endpunkt der Reise merkt er schnell, dass die wahre Schlacht erst jetzt beginnt und er sich inmitten eines Schlangenests bewegt. Er kann niemandem trauen, nicht einmal den hohen Würdenträgern, denn hinter den Kulissen zieht ein alter Feind die Fäden.

Der Zauber der Wüste“ erfasst den jungen Ritter, als er Ephoros ins Heilige Land begleitet, damit das Gold und die Juwelen auch sicher ihren Bestimmungsort erreichen. Doch auch jetzt noch muss er sich nicht nur mit muslimischen Räubern herumschlagen, sondern auch mit seinen Gegenspielern aus Konstantinopel.

Bei seiner Rückkehr in die Heimat erfährt Roland, dass einer seiner Nachbarn kinderlos verstorben ist und „Der Hüne von Worms“ König Artus das Lehen abgekauft hat. Schon bald mehren sich die Gerüchte, dass es doch noch einen Erben für Land und Titel gibt. Roland beschließt ihn zu finden und entdeckt in den Sümpfen schon bald einen halb verwilderten Jungen mit einem Adler. Könnte der das gesuchte Kind sein?

Erstmals deutet Craenhals durch die Ereignisse in Konstantinopel an, wann er seine Serie eigentlich angesiedelt hat – in der Mitte des 11. Jahrhunderts, wozu auch die Kleidung und die Architektur sehr gut passen. Allerdings spielt das nur am Rande eine Rolle, da die Geschichten weiterhin sehr charakterzentriert sind und eher kleine Abenteuer erzählen, die keine weltbewegenden Umwälzungen begleiten.

Wieder einmal verlässt der Künstler den mitteleuropäischen Kulturkreis und nimmt sich die Zeit, einen Blick auf das byzantinische Reich und seine Sitten zu werfen. Beides kommt schlechter weg als der Islam und Palästina, immerhin geht es hier noch um Toleranz und Miteinander zwischen den Konfessionen – so dass auch Roland eher einiges erklärt bekommt, als dass die Mohammedaner zu Feindbildern werden. Zudem tritt auch eine weitere starke Frau in sein Leben – wenn auch nur kurz.

Das dritte Abenteuer kehrt dann wieder in konventionellere Gefilde zurück, tut doch Roland dort, was er am besten kann – sich mit den Tyrannen anderer Lehen herumzuschlagen und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, wie man es von ihm kennt.

Vielleicht sind die Geschichten nicht mehr ganz zeitgemäß und irritieren jüngere Leser, da die meisten mittelalterlichen Szenarien eher düster und schmutzig sind, aber sie zeigen auch, dass man eine Handlung spannend und abwechslungsreich erzählen kann, ohne dabei allzu brutal zu werden und Gewalt nicht das ultimative Mittel für alle Probleme ist, sondern nur der letzte Weg. Die Zeichnungen von Craenhals sind wie immer sehr detailreich, optisch ansprechend und durchaus dynamisch, wenn es um Verfolgungsjagden und Kämpfe geht.

Sicherlich sind die drei Geschichten aus heutiger Sicht ein wenig naiv, sie strahlen aber immer noch einen gewissen Zauber aus. Denn immerhin greifen die Comics die Motive auf, die viele Abenteuerklassiker besitzen – exotische Szenarien, die von anderen Ländern und Kulturen erzählen, der Kampf des Guten gegen das Böse und die moralische Integrität der Helden und damit zeitlos bleiben. So gesehen hat die Neuausgabe nicht nur einen nostalgischen Wert.