Ralf Kramp: Noch ein Mord, Mylord (Buch)

Ralf Kramp
Noch ein Mord, Mylord
KBV, 2021, Taschenbuch, 350 Seiten, 13,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Es ist nicht das erste Mal, dass Ralf Kramp die Leser in das England der 50er bis 70er Jahre entführt. Denn in „Noch ein Mord, Mylord“ darf Lord Merridew wieder auf eine unnachahmliche Art ermitteln.


In fünf Erzählungen darf er wieder mit seinem Freund und Assistenten Nigel Bates quer durch die Jahrzehnte und das Land reisen, um herauszufinden, wer Marilyn Monroe entführte und warum die einsame Eleanor Rigby auf dem ikonische Zebrastreifen der Abbey Road überfahren wurde. Auch der Diebstahl des Bombay-Diamanten bei einer Festlichkeit, die ein gewisser Lord Fauntleroy veranstaltet, gibt viele Fragen auf, ebenso wie der Diebstahl preisgekrönter Nutztiere. Steckt vielleicht ein britischer Starkoch dahinter?

 

Es mag vielleicht den meisten Lesern wie eine Mischung aus Agatha Christies Krimis, den Fernsehserien „Inspector Barnaby“ und „Father Brown“ erscheinen, aber der Autor kopiert nicht, sondern erlaubt sich einen heiteren Blick auf die Manierismen, die ein versnobter britischer Lord wie Merridew an den Tag legt. Immerhin hat er das Geld und die Muße, einen exzentrischen Lebensstil zu führen und das genießt er auch in vollen Zügen und mit der entsprechenden Arroganz.

Da wird es schon heiter, wenn ihm andere Figuren Kontra geben und es wunderbar schaffen, seinen Ärger zu ignorieren. Zudem bekommt man durch die Erzählung aus der Sicht seines Freundes auch ein wenig mehr vom Charakter und seiner Außenwirkung mit. Zugleich - das stellt sich als besondere Stärke der Geschichten heraus - schafft der Autor es auch, das Lebensgefühl und die Gesellschaft der entsprechenden Zeit und des Settings einzufangen, gleichzeitig baut er mit einem genüsslichen Augenzwinkern immer wieder Anspielungen auf die britische Popkultur ein, sei es nun auf Filme oder Stars.

Alles in allem sind die Geschichten eine Verbeugung gegenüber Agatha Christie und ihren Ermittlern, ein Spiel mit dem, was die Leser kennen, das aber seine Spannung von Anfang bis Ende bewahrt. Die Figuren sind liebevoll in Szene gesetzt, vor allem die Nebencharaktere bringen den Leser immer wieder zum Schmunzeln.

„Noch ein Mord, Mylord“ ist eine gelungene Sammlung amüsanter Erzählungen, die die Atmosphäre britischer Landhaus-Krimis mit einem Ermittler wie aus der Feder Agatha Christies vermischen und so kurzweiligen wie amüsanten Lesespaß versprechen.