Gedenkedition Hanns Kneifel 1: Shindana - Welt aus Eisen (Buch)

Gedenkedition Hanns Kneifel 1
Shindana - Welt aus Eisen
Titelbild: Axel Blotevogel
VPH, 2022, Taschenbuch, 252 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Es gibt sie noch, auch in der fernen Zukunft. Die Rede ist von echten Männern, von Helden, die sich, für ein angemessenes Salair versteht sich, um alles kümmern - außer Mord. Der Allround Service, den Asger Riveyra und Thirard Reenal anbieten, erfordert von den beiden Agenten vollen Einsatz. Einsatz wie in „sich in die Schusslinie bringen“, dorthin gehen, wo kein anderer hingehen will, Rätsel lösen und Gefahren überstehen wie kaum ein Mensch vor ihnen. Ihr Motto: Sie denken, wir handeln.

Im ersten Roman begegnet Asger an Bord eines Raumschiffes einem Wissenschaftler, der ihm äußerlich erstaunlich ähnlich sieht. Dass auf den Reisenden ein Mordanschlag verübt wird, bringt sein professionelles Angebot auf den Verhandlungstisch. Für 10.000 Quintar schlüpft der Agent in die Rolle des durch einen Anschlag verletzten Forschers und vermarktet dessen Erfindung. Eine Idee, die den Konzernen 300 lebensfeindliche Planeten erschließen und mit einer Sauerstoffhülle versehen könnte - Milliarden, wenn nicht Billionen wert… doch zunächst gilt es, einen Probeversuch auf einem der Planeten aufzubauen und dabei nicht ermordet zu werden.

Im zweiten Abenteuer verschlägt es unsere beiden Agenten auf eine Raumstation, auf der gefördertes Uranerz verhüttet und verschifft wird. Ein Meteorit hat in die Station eingeschlagen, seitdem taucht an Bord eine weißhaarige Schöne auf und hinterlässt eine Spur geistig verwirrter Arbeiter. Ihre Nachforschungen führen zu einem unsichtbaren Kleinstraumschiff und einer Alien der besondern ansehnlichen Art.


Hanns Kneifel gehörte zu den ganz großen deutschsprachigen SF-Autoren der 60er und 70er Jahre. In dieser Zeit prägte er „Perry Rhodan“ und „Orion“ und veröffentlichte auch immer wieder in „Terra Nova“ und „Terra Astra“ Zyklen. Darüberhinaus war er als Verfasser Historischer Romane bekannt.

Klaus N. Frick, der Chefredakteur von „Perry Rhodan“, hat in seinem Vorwort zur vorliegenden Ausgabe sehr treffend erwähnt, dass Kneifel gerade in letzteren Büchern mit klassischem Setting weit sorgfältiger fabuliert hat, als in den oftmals schnell geschriebenen SF-Heften.

Dennoch wissen diese auch heute noch zu gefallen. Sicherlich sind die Romane vornehmlich auf Spannung geschrieben, vermitteln ein heute lange überholtes Frauenbild und bieten oftmals in sich nicht ganz logisch konstruierte Abenteuer. Dabei überrascht, dass Kneifel gerade in den Romanen um den Allround Service durchaus Kritik durchschimmern lässt. Die expansive Menschheit wird nicht eben als Bereicherung für die beglückten Alien-Völker, deren Planeten sie mit Stahl und Kunststoff zupflastern, beschrieben, die hemmungslos auf Gewinnmaximierung strebenden Großkonzerne und deren CEOs bekommen auch ihr Fett ab.

Dies vorausgeschickt lesen sich die beiden Romane - 1970 in „Terra Nova“ als Nummern 114 und 118 publiziert - nach wie vor spannend und flüssig. Es ist einfach herrlich nostalgisch, sich mit den an „Die Zwei“ erinnernden Frauenschwärmen durchs Abenteuer zu hetzen, Rätsel aufzuklären, Bösewichte zu entlarven. Das hat schon etwas - ist natürlich eine Reminiszenz an die Jugend der zumeist jetzt doch etwas betagteren Erstleser, bietet aber eben auch jede Menge packende Spannung.

Die auf 222 Stück limitierte Auflage kommt mit Rundumfarbschnitt und einer Spotlackierung des Titels und mehreren Farbabbildungen im Inneren daher.